08. Mai, 2024

Wirtschaft

Deutsche Bank bereitet sich auf juristischen Dämpfer vor – bis zu 20 Prozent des Vorsteuergewinns gefährdet

Deutsche Bank bereitet sich auf juristischen Dämpfer vor – bis zu 20 Prozent des Vorsteuergewinns gefährdet

Im Lichte der jüngsten Entwicklung der langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen über die Übernahme der Postbank im Jahr 2010 musste die Deutsche Bank am Freitagabend eine Gewinnwarnung aussprechen. Das Finanzinstitut prognostiziert einen möglichen Einbruch des erwarteten Vorsteuergewinns für 2024 um bis zu 20 Prozent. Obwohl das Geldhaus erst kürzlich einen elfjährigen Rekordquartalsgewinn verzeichnen konnte, deutet ein Gerichtsurteil nun auf juristische Niederlagen im Zusammenhang mit der Bewertung der Postbank-Aktien hin.

Die Deutsche Bank steht vor der Notwendigkeit, eine Rückstellung in Höhe von bis zu 1,3 Milliarden Euro zu buchhalterisch zu berücksichtigen. Diese Entscheidung folgte, nachdem ein Gericht in Köln signalisierte, dass es wahrscheinlich Teile der Klage gegen die Bank für begründet erachten würde. Trotz der Ankündigung, entsprechende finanzielle Mittel einzuplanen, blieb eine konkrete Zahl für die Rückstellung seitens der Bank bislang unausgesprochen. Die Schätzung der Bank, dass die vollständige Summe aller Forderungen, einschließlich der aufgelaufenen Zinsen, sich auf etwa 1,3 Milliarden Euro beläuft, wird mit den erwarteten Vorsteuergewinnen des Geschäftsjahres der Bank von 6,8 Milliarden Euro in Relation gesetzt. Die Folge wäre eine Reduktion des harten Kernkapitals um 20 Basispunkte auf 13,25 Prozent.

Neben dem aktuellen juristischen Rückschlag steht die Bank nach einem Konflikt mit der deutschen Finanzaufsicht BaFin über die mangelhafte Integration der IT-Systeme der Postbank bereits unter Druck. Die daraus resultierenden Kundenbeschwerden veranlassten BaFin sogar dazu, einen Sonderbeauftragten zur Aufsicht abzustellen und öffentlich Rüge zu erteilen. Obwohl Deutsche Bank mitteilte, die meisten Probleme behoben zu haben, liegt der finanzielle Schaden, der bereits mehr als 100 Millionen Euro beträgt, schwer im Magen.

Im Kern der Rechtsstreitigkeiten stehen frühere Postbank-Aktionäre, die behaupten, die Deutsche Bank habe ihre Anteile zu einem zu niedrigen Preis erworben. Sie argumentieren, dass das Kreditinstitut bereits Jahre vor dem Abschluss sämtlicher Käufe effektiv die Kontrolle über die Postbank hatte und sich dabei einer Pflicht zu einem verbindlichen Übernahmeangebot entzog. Die Deutsche Bank weist dies weiterhin entschieden zurück, auch wenn das Gericht andeutet, einen Teil der Klage als berechtigt anzusehen.

Das Management der Bank gibt sich dennoch strategisch optimistisch und erwartet nicht, dass der Vorfall 'eine erhebliche Auswirkung auf die strategischen Pläne oder finanziellen Ziele der Bank' haben wird. Zwar müssten die Gewinne für das zweite Quartal und das Gesamtjahr einen Dämpfer hinnehmen, doch die langfristigen Finanzziele wie die Senkung der Kosten-Einkommens-Quote und die Erhöhung der Eigenkapitalrendite sollen bis 2025 erreicht werden. Ungeachtet dessen könnte die Rückstellung für das Postbank-Thema die Zusage der Bank, die Dividenden und Aktienrückkäufe bis 2025 um weitere 3 Milliarden Euro zu erhöhen, beeinträchtigen.