20. Mai, 2024

Grün

Technologiemix als Schlüssel für klimafreundlichere Luftfahrt

Technologiemix als Schlüssel für klimafreundlichere Luftfahrt

Die Herausforderungen der Luftfahrtindustrie im Kampf gegen den Klimawandel sind vielfältig und erfordern nach Einschätzung des Büros für Technikfolgen-Abschätzung (TAB) einen umfassenden Strategieansatz. Eine aktuelle Studie des Instituts stellt klar, dass keine singuläre Technologie genügt, um die angestrebten Emissionsreduktionen zu erreichen. Vielmehr bedürfe es eines Mixes aus unterschiedlichen Technologien, zu denen laut TAB elektrische Antriebe, Kraftstoffe aus nachhaltigen Quellen wie Abfall und Biomasse, grüner Wasserstoff sowie Designoptimierungen und Effizienzsteigerungen bei Flugzeugen gehören.

Die Analyse des TAB, einer Einrichtung im Auftrag des Deutschen Bundestags, liefert einen fundierten Einblick in die komplexen Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht. Trotz Forschungs- und Entwicklungsbemühungen seien kurzfristige Lösungsansätze unrealistisch, da neue Technologien aufgrund langer Entwicklungs- und Zulassungszeiträume erst in mehreren Dekaden wirkmächtig werden könnten.

Stefan Gössling, Professor an der Linnaeus University, merkt kritisch an, dass die Vision einer klimaneutralen Luftfahrt bis 2050 unerreichbar bleibe, sollte man nicht zu deutlich rigoroseren Maßnahmen greifen. Er verweist auf die Notwendigkeit von Besteuerung oder verbindlichen Einspeisequoten für grünere Kraftstoffe und bemängelt, dass die Verantwortung für die Lösung der Problematik zu stark dem Staat zugeschrieben werde.

Die Internationalität und das Wachstum der Luftfahrtbranche intensivieren die Dringlichkeit eines Umdenkens. So warnen die Experten des TAB vor einem möglichen Anstieg der CO2-Emissionen um 60 Prozent bis 2050 im Vergleich zu 2019. Die Notwendigkeit einer einheitlichen Energieversorgung an Flughäfen weltweit und die gestiegenen Passagierzahlen in Deutschland von 2004 bis 2019 verdeutlichen die Größenordnung der Aufgabe.

Zusätzlich zu CO2-Emissionen treiben Rußpartikel, Stickoxide und weitere Verbrennungsnebenprodukte den Klimawandel voran, wobei ihre Wirkung – abhängig von Flughöhe und Flugzeugtyp – variiert und wissenschaftlich noch nicht vollständig verstanden ist.

Ein Lösungsansatz könnte in der Optimierung des Flugbetriebs und der Flugzeugtechnik liegen, wobei die Flugraumgestaltung und intelligente Geschwindigkeitsregulierung angesprochen werden. Gössling betont die hohe Emissionsersparnis, die erzielbar wäre, wenn insbesondere Vielflieger von Premium- zu Economy-Class-Flügen umsteigen würden, und plädiert für das Verbot von Bonusprogrammen für häufige Flieger.

Nachhaltige Flugkraftstoffe wie SAF werden untersucht, wobei auch hier Hindernisse, wie beispielsweise die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien für synthetische Kraftstoffe, eine Rolle spielen. Die Verwendung von Wasserstoff und Power-to-Liquid-Verfahren ist technisch herausfordernd und erfordert einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Studie hinterlässt ein klares Bild: Ohne eine umfassende und koordinierte Anstrengung auf allen Ebenen, wird es kaum möglich sein, die Luftfahrt klimafreundlicher zu gestalten.