Die Vorstellung einer baldigen Leitzinssenkung in den Vereinigten Staaten hat sich diese Woche zerschlagen und die langfristigen Renditen sind dadurch auf neue Jahreshöhen geklettert. Experten, wie Arthur Brunner von der ICF Bank, sehen eine Zinskorrektur durch die US-Notenbank Fed in diesem Kalenderjahr als immer unwahrscheinlicher an. Trotz der Erwartungen einer Senkung im Euroraum, bleibt die Aussicht auf weitere Reduzierungen ungewiss.
Die Wirtschaftsnachrichten aus den USA sind ambivalent: Ein unter den Prognosen liegendes Wirtschaftswachstum im ersten Quartal spricht eigentlich für eine Zinssenkung. Allerdings zeigt der inflationsorientierte BIP-Preisdeflator eine steigende Preisentwicklung auf, was laut Analyst Ralf Umlauf von der Helaba wiederum gegen eine schnelle Reaktion der Fed spricht. Die Spannung steigt vor der Notenbanksitzung am Mittwoch, auf der keine Veränderung der Geldpolitik erwartet, jedoch auf richtungsweisende Aussagen von Fed-Chef Powell gehofft wird.
In Europa verdichten sich die Hinweise auf eine erste Zinssenkung am 6. Juni. Doch auch hier bleibt die zukünftige Geldpolitik ungewiss, was sich in einem Anstieg der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen widerspiegelt. Diese stieg innerhalb einer Woche von knapp 2,5 Prozent auf bis zu 2,64 Prozent an.
US-Dollar-Anleihen erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit, um sich das hohe Zinsniveau für längere Zeit zu sichern, so Tim Oechsner von der Steubing AG. Sowohl kurzfristige als auch langfristige US-Staatsanleihen werden demnach nachgefragt. Zugleich besteht ein erhöhtes Interesse an italienischen Staatsanleihen und Anleihen der European Investment Bank EIB mit attraktiven Kupons.
Im Segment der Unternehmensanleihen halten sich die Präferenzen, beobachtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Beliebt sind Anleihen von Sixt, neu emittierte Langläufer von Eon und Papiere von Symrise. Er vermutet einen Zusammenhang mit aktuellen Unternehmenszahlen von Symrise. Weitere traditionelle Favoriten umfassen Anleihen von Continental, Porsche SE, Mercedes und Siemens. Auffällig ist auch das Kaufinteresse an einer Dollar-Anleihe von Apple.
Mittelstandsanleihen gewinnen mehr Anhänger, darunter an prominenter Stelle die SLR Group Anleihe, wie Brunner hervorhebt. Die neue Anleihe der Karlsberg Brauerei erzielt im Handel bereits positive Gewinne, genau wie das Papier der ABO Wind AG, das das Zielvolumen bereits vor Ablauf der Angebotsfrist erreicht hat. Hier ist die Zinsspanne inzwischen schmaler und wird nach Fristende fixiert.