Irans Präsident Massud Peseschkian sieht sich nach 100 Tagen im Amt mit doppeltem Gegenwind konfrontiert: Intern wächst der Druck aufgrund gesellschaftlicher Unruhe, und extern droht eine Zuspitzung der Spannungen mit Israel. Während die Revolutionsgarden Stellung beziehen und drohende Töne gegenüber Israel und den USA anschlagen, regt sich unter den Bürgern Widerstand gegen rigide Bekleidungsvorschriften.
Die politischen Gefechte der letzten Zeit haben zu einer Neubestimmung von Machtverhältnissen geführt. Peseschkian verteidigte unlängst sein Kabinett vehement gegenüber kritischen Stimmen aus dem Lager der Hardliner und verwies auf die Unterstützung durch Ayatollah Ali Chamenei. Mit der impliziten Aufforderung, abzuwarten und eine neue Regierung zu bilden, demonstrierte Peseschkian einen klaren Willen zur Anpassung innerhalb der bestehenden Hierarchie.
Als Reformer strebt Peseschkian danach, das autoritäre System von innen heraus zu transformationieren und plädiert für eine "nationale Versöhnung". Trotz dieser politischen Ambitionen stehen die Fraktionen der Reformbefürworter und der Hardliner in der Kritik, was sich in der niedrigen Wahlbeteiligung ausdrückte.
Auf internationaler Bühne bemüht sich der Präsident vergeblich um ein Entgegenkommen gegenüber dem Westen, verstärkt durch Abbas Araghtschis diplomatisches Know-how. Doch die Spannungen mit Israel und das Urteil gegen den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd belasten die Beziehungen nachhaltig. Nicht zuletzt bleibt der Blick auf die USA gerichtet, deren Wahl entscheidend für Irans künftige außenpolitische Strategie sein könnte.
Das Risiko einer Eskalation der Konflikte mit Israel nimmt zu. Ein Teheraner Insider hebt hervor, dass die iranische Führung mit dem militärischen Potential Israels konfrontiert ist, was zu einer verzerrten Wahrnehmung innerhalb des Landes führt. Peseschkian, der wiederholt für eine diplomatische Lösung eingetreten ist, könnte durch einen Waffenstillstand im Libanon und Gazastreifen in seiner Entscheidungsfindung beeinflusst werden.
Wahlversprechen der Stärkung von Bürgerrechten und Lockerung von Internetbeschränkungen verharren bislang in der Warteschleife. Dies sorgt für anhaltende Skepsis in der iranischen Bevölkerung, die bislang wenig Vertrauen in die politischen Versprechen setzt. Ein anonymer Professor betont dennoch die Aufrichtigkeit Peseschkians, der als idealistischer, aber politisch unerfahrener Akteur wahrgenommen wird.