Die taiwanische Fluggesellschaft China Airlines steht kurz davor, einen milliardenschweren Auftrag für Langstrecken-Passagierflugzeuge zwischen Airbus und Boeing aufzuteilen. In Branchenkreisen wird darüber spekuliert, dass die Wahl auf jeweils 20 Maschinen der Typen Boeing 777X und Airbus A350-1000 fallen könnte. Damit sichert sich die größte taiwanische Fluglinie nicht nur den Ersatz ihrer Boeing 777-300ER-Flotte, sondern schafft auch Kapazitäten für zukünftiges Wachstum. Der mögliche Deal hat nach Schätzungen von Cirium Ascend einen Gesamtwert von fast 4 Milliarden Dollar, gäbe es die üblichen Branchenrabatte.
Ein abschließendes Votum hängt noch von der Entscheidung des Vorstands ab. Diese steht unter dem Einfluss jüngster politischer Entwicklungen: Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus hat wieder ein Schlaglicht auf die Beziehungen zwischen Taiwan und den USA geworfen. Obwohl Taiwan keine formellen diplomatischen Beziehungen zu den USA pflegt, bleibt das Land ein zentraler Verbündeter und Waffenlieferant. Gleichzeitig wird der diplomatische Druck aus Peking nicht minder, das seine Souveränitätsansprüche auf Taiwan fortwährend geltend macht – Ansprüche, die Taipeh strikt zurückweist.
China Airlines kommentierte, dass Flottenentscheidungen primär auf der Grundlage von Marktbedürfnissen und Unternehmensentwicklungen getroffen werden, ergänzt durch intensive technische und kommerzielle Prüfungen. Airbus und Boeing hingegen schweigen sich zu den Verhandlungsergebnissen aus.
Dieser groß angelegte Flugzeugauftrag zeigt einmal mehr, wie sehr im internationalen Luftfahrtgeschäft politische und geschäftliche Interessen miteinander verwoben sind. Gerade in einem Umfeld, in dem international diplomatische Spannungen anhalten, stellt sich die Frage, ob politische Faktoren die letztendliche Kaufentscheidung beeinflussen könnten. Als Regierungsunternehmen und wichtige Stimme Taiwans in globalen Geschäften ist China Airlines zweifelsohne ein Akteur, der an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft agiert.