29. September, 2024

Wirtschaft

Zweifel an Qualcomms Übernahme von Intel

Zweifel an Qualcomms Übernahme von Intel

Intel steht wirtschaftlich unter Druck: Rückläufige Umsätze, sinkende Bruttomargen und Schwierigkeiten, mit Branchenriesen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing und Samsung im High-End-Segment Schritt zu halten, haben dem Chipgiganten schwer zugesetzt. Dies führte zur Dividendenstreichung, einem Arbeitsplatzabbau von über 15 % und Überlegungen, die eigene Foundry- und programmierbare Chip-Sparte abzuspalten oder zu verkaufen.

Inmitten dieser Herausforderungen erholte sich die Aktie jedoch vorübergehend, dank Gerüchten über eine mögliche Übernahme durch Qualcomm. Eine solche Fusion würde Intels Marktführerschaft bei x86-CPUs mit Qualcomms Stärke bei mobilen System-on-Chip-Lösungen kombinieren und damit einen neuen Chip-Giganten formen. Diese Aussicht erscheint zunächst verlockend, doch es gibt mehrere Hindernisse, die dem im Wege stehen.

Intel dominiert immer noch den x86-CPU-Markt mit einem Anteil von 61,5 %, während Qualcomm im Bereich der mobilen SoCs mit 31 % Marktanteil hinter MediaTek liegt. Eine Fusion der x86- und ARM-Architekturen würde wahrscheinlich beträchtlichen Widerstand von Wettbewerbern und Kartellbehörden hervorrufen – ähnlich wie bei Nvidias gescheitertem Übernahmeversuch von ARM im Jahr 2022.

Qualcomm fertigt seine Chips nicht selbst, sondern bezieht sie von Drittanbietern wie TSMC. Hingegen produziert Intel einen Großteil seiner Chips in eigenen Fertigungsstätten. Zudem generiert Qualcomm den Großteil seiner Gewinne aus dem lukrativen Lizenzgeschäft mit drahtloser Kommunikation. Eine Übernahme Intels würde Qualcomms Betriebsmargen durch die Übernahme von Intels weniger profitabler Fertigung negativ beeinflussen.

Deshalb erscheint es unwahrscheinlich, dass Qualcomm sein operatives Ergebnis durch den Erwerb von Intels Foundries schmälern möchte. Eher wäre ein Einstieg lohnend, wenn Intel seine Foundry-Sparte abstoßen oder sich in Einzelteile aufspalten würde – was jedoch erneut die Aufmerksamkeit von Kartellbehörden auf sich ziehen würde.

Qualcomm sieht sich einem saturierten und zyklischen Smartphone-Markt gegenüber und expandiert deshalb in die Bereiche Automobil und Internet of Things (IoT). Eine Übernahme von Intel würde diesen Strategien nicht nennenswert zugutekommen, da Intel gerade erst seine Wearables-Abteilung eingestellt und die Automotive-Tochter Mobileye abgestoßen hat.

Mit einem Unternehmenswert von rund 124 Milliarden US-Dollar und einem Übernahmepreis von etwa 150 Milliarden US-Dollar wäre eine Finanzierung für Qualcomm schwierig. Signifikante Aktienausgaben wären nötig, was jedoch die Bilanz schwächen und bisherige Aktienrückkäufe konterkarieren würde.

Insgesamt scheint eine Übernahme Intels durch Qualcomm wenig sinnvoll zu sein. Stattdessen sollten Investoren darauf achten, ob Intel in der Lage sein wird, sich zu verkleinern und anzupassen, um wieder attraktiv für Investitionen zu werden.