15. Januar, 2025

Grün

Zweifel an der grünen Stahlwende: Merz entfacht Debatte vor Neuwahlen

Zweifel an der grünen Stahlwende: Merz entfacht Debatte vor Neuwahlen

Inmitten der Vorbereitungen für die bevorstehenden Neuwahlen hat der konservative Spitzenkandidat Friedrich Merz Zweifel an der grünen Transformation der Stahlindustrie geäußert. Seine Äußerungen haben eine hitzige Debatte über die Zukunft der Industrie entfacht. Die Stahlbranche, seit mehr als einem Jahrhundert auf die gleichen Produktionstechniken mit Koks angewiesen, ist für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als die Schifffahrt und die Luftfahrt zusammen.

Ein Umstieg auf wasserstoffbasierte Produktion bietet Hoffnung, insbesondere für den deutschen Spitzenproduzenten Thyssenkrupp. Das Unternehmen steht unter dem Druck, seine Belegschaft zu verkleinern und zwei Hochöfen bis Ende des Jahrzehnts zu schließen. Trotz der Zusage von zwei Milliarden Euro an staatlichen Subventionen für neue Direktreduktionsöfen hat das Unternehmen sein Vorzeigeprojekt für kohlenstoffarmen Stahl aufgrund finanzieller Unsicherheiten vorerst gestoppt.

Während einer Wahlkampfveranstaltung in Bochum äußerte Merz seine Skepsis über den Erfolg eines schnellen Wechsels zu wasserstoffgetriebenen Stahlwerken. „Woher soll der Wasserstoff kommen?“, fragte er angesichts der Herausforderungen, vor denen die Branche steht, um die Kostenlücke zwischen konventionellem Stahl und Wasserstoffstahl zu schließen. Die EU hatte 23 Milliarden Euro zur Förderung der sauberen Industrie versprochen, doch diese Investitionspolitik wurde nach dem Regierungszusammenbruch im November gestoppt.

Thyssenkrupp betont weiterhin sein Engagement für klimaneutrale Stahlproduktion, beklagt jedoch Verzögerungen beim Auf- und Ausbau einer zuverlässigen Wasserstoffversorgung. Der Konzern appelliert an die Politik in Deutschland und Europa, die Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige Wasserstoffinfrastruktur sicherzustellen.

Merz kritisierte die hohen Kosten der wasserstoffbasierten Stahlerzeugung. Eine Tonne Stahl würde mindestens 300 Euro teurer als bisher hergestellter Stahl. Diese Aussage fiel in einer Phase, in der Europas größte Wirtschaft ihre Klimaziele erreichen und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben möchte.

Der scheidende Wirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte Merz scharf und bezeichnete dessen Äußerungen als „Schlag ins Gesicht der Arbeiter“. Er unterstrich, dass alle großen Volkswirtschaften, darunter die USA und China, Pläne zur Dekarbonisierung der Stahlbranche hätten.