18. Oktober, 2024

Labor Economics

Zwei Jahrzehnte nach EU-Erweiterung: Deutscher Arbeitsmarkt profitiert von Arbeitnehmern aus Osteuropa

Zwei Jahrzehnte nach EU-Erweiterung: Deutscher Arbeitsmarkt profitiert von Arbeitnehmern aus Osteuropa

Zwei Jahrzehnte nach der bedeutenden Erweiterung der Europäischen Union verzeichnet der deutsche Arbeitsmarkt einen signifikanten Anstieg der Arbeitnehmer aus den damals beigetretenen Ländern Mittel- und Osteuropas sowie Malta und Zypern. Eine Studie des renommierten Ifo-Instituts zeigt, dass die Zahl dieser Arbeitskräfte auf 820.000 angestiegen ist – ein Zuwachs um 670.000 seit Aufhebung der Mobilitätsbeschränkungen im Jahr 2010. Entgegen vieler Befürchtungen hat dieser Zuwachs jedoch nicht zur Verdrängung einheimischer Beschäftigter geführt.

„Diese Arbeitnehmer aus den Beitrittsstaaten besetzen oft Positionen, die von deutschen Arbeitskräften als weniger attraktiv betrachtet werden, sei es aufgrund der geringeren Bezahlung oder schwieriger Arbeitsbedingungen“, erläutert Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des Dresdner Ifo-Büros. Besonders auffällig ist der hohe Anteil der Beschäftigten aus diesen EU-Ländern in ausgewählten Sektoren: Rund 14 Prozent sind im Bereich Verkehr und Logistik tätig, während je 11 Prozent ihre Arbeit in der Zeitarbeit oder im Baugewerbe finden.

Unter diesen Arbeitnehmern machen Polen die Mehrheit aus, gefolgt von Ungarn und Tschechien, wohingegen Bürger aus Malta, Zypern und Estland kaum eine Rolle auf dem deutschen Arbeitsmarkt spielen. Betrachtet man die Auswirkungen dieser Migration auf hoch qualifizierte Fachkräfte, so zeigt sich ein weniger ausgeprägter Effekt. Laut Ragnitz verbleiben hoch qualifizierte Kräfte oft in ihren Heimatländern, wo sie bessere Chancen und eine attraktivere Vergütung finden.

Finanziell liegen die in Deutschland arbeitenden Personen aus den Beitrittsstaaten von 2004 mit einem mittleren Monatseinkommen von 2580 Euro signifikant unter dem Durchschnittseinkommen aller Beschäftigten in Deutschland. Somit liefert das Ifo-Institut ein differenziertes Bild der Folgen der Arbeitnehmermobilität nach der EU-Osterweiterung für den deutschen Arbeitsmarkt.