05. Oktober, 2024

Märkte

Zusatzzölle auf chinesische Elektroautos: Feilschen um den europäischen Markt

Zusatzzölle auf chinesische Elektroautos: Feilschen um den europäischen Markt

Nach der Einführung vorläufiger Zusatzzölle auf Elektroautos aus China stehen Brüssel und Peking vor intensiven Verhandlungen. Beide Seiten haben zwar ihr Interesse an einer Lösung bekundet, doch ob diese erreicht wird, bleibt offen. Auch Vizekanzler Robert Habeck hatte vor knapp zwei Wochen in China verhandelt, jedoch ohne Durchbruch. Innerhalb der nächsten vier Monate müssen die Parteien eine Entscheidung treffen, ob endgültige Sonderabgaben erhoben werden.

Die EU-Kommission hatte zuvor untersucht, inwiefern chinesische E-Autos von Subventionen profitieren, die den Wettbewerb verzerren. Die Ergebnisse dieser Studie, veröffentlicht in einer über 200 Seiten langen Verordnung, zeigen aus EU-Sicht: Es gibt unfaire Subventionen, die der europäischen Autoindustrie Schaden zufügen könnten. Die deutsche Autoindustrie sieht dies jedoch anders.

Andere Staaten gehen härter gegen Importe aus China vor. Beispielsweise haben die USA im Mai Sonderzölle von 100 Prozent eingeführt, wodurch der Markt für chinesische E-Autos praktisch unzugänglich wurde. Auch Brasilien, Mexiko und die Türkei haben ähnliche Maßnahmen ergriffen. Europa bleibt vorerst ein attraktiver Markt für China, und eine Verhandlungslösung wird in Brüssel als möglich betrachtet.

Die vorläufigen Zölle der EU-Behörde sind niedriger als die der USA: 17,4 Prozent für BYD, 19,9 Prozent für Geely und 37,6 Prozent für SAIC. Für andere Unternehmen wurden 20,8 Prozent festgelegt, und nicht-kooperierende Firmen müssten 37,6 Prozent zahlen. Diese Zölle kommen auf einen bereits bestehenden Satz von zehn Prozent hinzu.

Positive Reaktionen kamen von deutschen Europaabgeordneten. Daniel Caspary von der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament lobte die klare Botschaft der EU. Anna Cavazzini, Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, unterstützt die Zölle ebenfalls, um die Industrie vor unfairem Dumping zu schützen. Winfried Hermann, baden-württembergischer Verkehrsminister, und andere deutsche Politiker, einschließlich Wirtschaftsminister Habeck und Finanzminister Lindner, warnten vor möglichen Nachteilen für die deutsche Autoindustrie und einem Zollwettlauf.

Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im Europaparlament, betonte die Bedeutung eines konstruktiven Dialogs zwischen Peking und Brüssel. In Deutschland gibt es Sorgen wegen möglicher Vergeltungsmaßnahmen, die vor allem deutsche Autohersteller treffen könnten.

Sollten die vorläufigen Zölle endgültig eingeführt werden, könnte dies zu höheren Preisen für E-Autos führen. Thomas Peckruhn vom Zentralverband deutsches Kraftfahrzeuggewerbe befürchtet, dass dadurch die verfügbaren Elektrofahrzeuge deutlich teurer werden.