Vonovia setzt ein deutliches Zeichen des Aufschwungs: Deutschlands größter Immobilienkonzern verlässt den Schrumpfkurs der letzten Jahre und steuert wieder in Richtung Wachstum.
"Unsere Immobilienwerte sind stabil, und wir haben unsere Verkaufsziele für 2024 bereits übertroffen", verkündete CEO Rolf Buch bei der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen.
Der Dax-40-Konzern plant, die Investitionen zu erhöhen, den Neubau wieder aufzunehmen und das Portfolio weiter zu stärken.
Neuer Kurs nach Jahren des Verkaufsdrucks
Der Strategiewechsel bei Vonovia erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt für die Branche. Nach mehreren Jahren, in denen der Konzern zahlreiche Immobilien veräußert hat, um seine Schulden zu senken, plant das Unternehmen nun den nächsten Schritt: das Ende großer Verkäufe und eine stärkere Fokussierung auf neue Projekte.
Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2028 will Vonovia das operative Ergebnis um 30 Prozent steigern und jährlich 3000 neue Wohnungen errichten. Die Ankündigung trug sofort Früchte – der Aktienkurs legte kurzzeitig um mehr als zwei Prozent zu.
Warum die Branche vorsichtig optimistisch ist
Der Richtungswechsel von Vonovia könnte ein Signal für die gesamte Immobilienbranche sein, die sich in den vergangenen Jahren durch hohe Inflation, steigende Zinsen und teure Baukosten belastet sah.
Die Zeichen stehen wieder auf Zuversicht, da Experten berichten, dass der Preisverfall am Wohnungsmarkt gestoppt ist und die Nachfrage nach Immobilien leicht zunimmt. Unternehmen wie die Düsseldorfer LEG Immobilien sind ebenfalls optimistisch und haben bereits neue Anteile von Adler Group gekauft.
Vonovia lehnt Übernahme von Adler-Paket ab
Doch Buch macht in puncto Akquisitionen klare Ansagen: Ein Angebot der angeschlagenen Adler Group, das 7000 Wohnungen im Ruhrgebiet und in Düsseldorf umfasst, hat Vonovia abgelehnt. Die Risiken und die Qualität der Immobilien hätten nicht den Anforderungen des Konzerns entsprochen. Diese Absage betont Vonovias selektive Investitionsstrategie – es geht dem Konzern um Qualität statt bloßer Größe.
Stabilisierung und neue Investitionspläne
Die neuen Zahlen für das dritte Quartal zeigen, dass Vonovia auf solidem Boden steht: Der operative Gewinn lag bei 1,8 Milliarden Euro, die Mieten stiegen im Durchschnitt um 3,8 Prozent. Zugleich verzeichnete Vonovia jedoch bis September einen Verlust von 592,1 Millionen Euro. Dies ist das Ergebnis fortwährender Abwertungen und Maßnahmen zur Stabilisierung des Portfolios, dessen Verkehrswert zuletzt um weitere 1,5 Prozent auf 82,64 Milliarden Euro gesunken ist.
Expansion bei Deutsche Wohnen geplant
Parallel zur Wachstumsstrategie will Vonovia seine Tochtergesellschaft Deutsche Wohnen stärker an sich binden und hat angekündigt, zusätzliche Aktien zu erwerben. Geplant ist ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der auf Hauptversammlungen im Januar 2025 bestätigt werden soll.
Damit erhöht Vonovia seinen Einfluss auf den Berliner Immobilienriesen und festigt die Marktpräsenz in der Hauptstadt – eine entscheidende Strategie, um in einem stark regulierten Markt wie Berlin langfristig zu bestehen.
Die Rückkehr zur Offensive: Was bedeutet das für den Markt?
Vonovias Rückkehr zum Wachstum spiegelt einen vorsichtigen Optimismus in der deutschen Immobilienbranche wider. Die geplanten Neubauten und Investitionen könnten das Wohnungsangebot entlasten und auch für den Aktienmarkt positive Signale setzen. Mit einem immer noch hohen Verschuldungsgrad und steigenden Zinsen könnte der Spielraum begrenzt sein. Ein erneuter wirtschaftlicher Abschwung oder eine Verschärfung der Regulierung könnte die Lage komplizieren.
Ein mutiger Schritt nach vorn
Vonovia sendet mit seiner neuen Strategie ein starkes Signal. Die Entscheidung, den Schrumpfkurs zu beenden und den Fokus wieder auf Wachstum zu setzen, zeigt den Glauben an eine Stabilisierung des Marktes. Mit den geplanten Investitionen, strategischen Übernahmen und der Konzentration auf nachhaltiges Wachstum könnte Vonovia die Branche erneut prägen.