07. Juli, 2024

Wirtschaft

Zunehmende Abhängigkeit? Deutsche Industrie vertieft Bindungen zu ausländischen Zulieferern

Trotz politischer Bestrebungen zur Stärkung der Resilienz wächst die Abhängigkeit der deutschen Industrie von internationalen Lieferketten, mit China als führendem Handelspartner.

Zunehmende Abhängigkeit? Deutsche Industrie vertieft Bindungen zu ausländischen Zulieferern
Die deutsche Autoindustrie importiert jährlich Vorprodukte im Wert von 62 Milliarden Euro, vorwiegend aus China, und setzt sich damit hohen Risiken bei Lieferunterbrechungen aus.

Ein unerwarteter Trend

Die deutsche Industrie zeigt eine zunehmende Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern, eine Entwicklung, die durch die jüngste Studie des Prognos-Instituts klar belegt wird.

Diese Tendenz hat sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verstärkt, trotz wiederholter politischer Aufrufe zu größerer wirtschaftlicher Selbstständigkeit.

„Zahl und der Anteil von Vorleistungs-Gütergruppen mit einer kritischen Importkonzentration ohne inländische Ausweichmöglichkeit groß“, heißt es in der Untersuchung.

China an der Spitze

China bleibt unangefochten die Hauptquelle für Vorprodukte und Teile, gefolgt von den USA und Frankreich.

Kritische Abhängigkeit in sensiblen Sektoren: Besonders die Landwirtschaft und Textilindustrie sind von wenigen Lieferländern abhängig, was sie anfällig für globale Versorgungskrisen macht.

Dies stellt nicht nur eine geopolitische Herausforderung dar, sondern auch eine potenzielle Risikoquelle für Lieferunterbrechungen, die die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen könnten.

Besonders die Automobilindustrie, die mit Importen im Wert von 62 Milliarden Euro führt, zeigt die Tiefe dieser internationalen Verflechtungen.

Branchenspezifische Risiken

Interessant ist die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Sektoren: Während die Automobil- und Maschinenbauindustrien ein relativ diversifiziertes Lieferantennetz aufweisen, das sie weniger anfällig für Störungen macht, leiden andere Branchen unter einer kritischen Konzentration von wenigen Lieferländern.

Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie und Textilsektor sind hier besonders zu nennen, wo einfache Vorprodukte oft ohne alternative Bezugsquellen im Inland eingeführt werden müssen.

Die Forderung nach politischer Unterstützung

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass ohne politische Initiativen zur Förderung von Diversifizierung und Resilienz der Industrie, die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten weiter wachsen wird.

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert verstärkte Anstrengungen in Richtung Freihandelsabkommen und Rohstoffpartnerschaften, um die Versorgungssicherheit zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern.

Fazit

Die deutsche Industrie steht an einem Wendepunkt: Die zunehmende Abhängigkeit von internationalen Zulieferern könnte sich in Krisenzeiten als Achillesferse erweisen.

Die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung der Lieferkettenpolitik ist offensichtlich und erfordert eine klare und entschlossene politische Reaktion, um die Zukunft der deutschen Wirtschaft zu sichern.