Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) offenbart einen alarmierenden Trend in der deutschen Bildungslandschaft: Die Anzahl der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung hat seit dem Jahr 2013 erheblich zugenommen. Konkret verzeichnet die Studie einen Anstieg um 460.000 Personen, sodass diese Gruppe mittlerweile auf insgesamt 1,6 Millionen Menschen angewachsen ist. Die erste Berichterstattung über diese Ergebnisse erfolgte durch die «Süddeutsche Zeitung».
Die steigende Zahl an Personen ohne abgeschlossene Ausbildung reflektiert sich ebenfalls in einem Anstieg des Anteils nicht qualifizierter Erwerbspersonen. Innerhalb eines Jahrzehnts erhöhte sich dieser Anteil um bemerkenswerte drei Prozentpunkte auf nunmehr 13 Prozent. Pro Jahr entspricht dies einem durchschnittlichen Zuwachs von 2,5 Prozent. Diese Entwicklung könnte mittel- bis langfristig erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt haben, insbesondere auf die Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachpersonal.
Die Studie hebt hervor, dass die Zuwanderung einen signifikanten Einfluss auf diesen Trend hat. Im vergangenen Jahr hatten nahezu 45 Prozent der jungen Geflüchteten aus Ländern wie Afghanistan, Eritrea und Syrien keinen formellen Berufsabschluss. Doch auch innerhalb der Europäischen Union zeigen sich ähnliche Tendenzen: Seit 2013 hat der Anteil der unqualifizierten jungen Erwachsenen aus EU-Staaten die 20-Prozent-Marke überschritten. Parallel dazu ist ein Anstieg innerhalb der deutschen Bevölkerung zu beobachten, bei dem fast 10 Prozent der jungen Erwachsenen im betrachteten Zeitraum keine berufliche Qualifikation erworben haben.
Diese Erkenntnisse werfen zentrale Fragen zur Ausbildungs- und Integrationspolitik in Deutschland auf. Um der wachsenden Zahl an jungen Menschen ohne Berufsausbildung wirksam zu begegnen, könnten zielgerichtete Bildungs- und Integrationsmaßnahmen erforderlich sein. Dies betrifft sowohl die formale Qualifizierung junger Geflüchteter als auch strategische Bemühungen zur Reduzierung des Anteils deutscher und europäischer Jugendlicher ohne Berufsabschluss. Die Förderung von Ausbildungsprogrammen und die Schaffung von Anreizen, um junge Menschen zu motivieren, eine berufliche Qualifikation zu erlangen, könnten hierbei zentrale Rollen spielen.