Der Batteriekonzern Varta steht an einem entscheidenden Punkt seiner Unternehmensgeschichte. Einst als florierende Erfolgsgeschichte gefeiert, rutschte der Hersteller aus Ellwangen aufgrund mehrerer Missstände in die Krise. Seit dem Sommer verfolgt das Unternehmen einen umfassenden Sanierungsplan, der nun vor einem Stuttgarter Gerichtstermin zur Diskussion steht. Varta verzeichnete seinen Höhenflug, als Geschäftsführer Michael Tojner es 2017 erfolgreich an die Börse brachte, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien. Doch die Abhängigkeit von Großkunden wie Apple erwies sich 2022 als Schwachstelle. Die Konjunkturschwäche und Inflation, verbunden mit internationalen Lieferproblemen, setzten dem Unternehmen weiter zu. Die Expansion ins Geschäft mit Autobatterien blieb erfolglos und ein Hackerangriff auf deutsche Standorte verschärfte die Lage zusätzlich.
In einem dramatischen Schritt meldete Varta ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren an. Das geplante Sanierungskonzept sieht eine schuldenschonende Umstrukturierung und die Reduzierung des Grundkapitals auf null vor, wodurch die aktuelle Börsennotierung entfällt. Geschäftspartner Tojner und Porsche partizipieren dabei mit neuen Investitionen.
Die Umsetzung des Konzepts wird nun nach dem StaRUG-Gesetz geprüft, doch oppositioneller Widerstand droht das Verfahren zu verzögern. Besonders Kleinanleger wehren sich, da sie eine entschädigungslose Enteignung fürchten und rechtliche Schritte einleiteten.
Varta-Chef Michael Ostermann zeigt sich dennoch optimistisch. Angestrebt ist eine Stabilisierung mit einer verringerten, jedoch fokussierten Belegschaft. Die Umsatzprognose wurde frisch auf 750 bis 800 Millionen Euro angepasst. Das Potenzial im Markt für Konsumgüter und Photovoltaik-Batterien gilt als vielversprechend – ein Neustart scheint in Sicht.