Volkswagen, Europas führender Automobilhersteller, trifft mutige Entscheidungen im Spannungsfeld der Autobranchenkrise. Eine bemerkenswerte Einigung im Tarifstreit mit der IG Metall führt zu einer Reduzierung der Belegschaft um gut 35.000 Stellen und einer Verminderung der jährlichen Produktionskapazität um mehr als 700.000 Fahrzeuge. Trotz dieser Einschnitte bleiben Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen aus.
Bundeskanzler Olaf Scholz lobt den Kompromiss als „gute, sozial verträgliche Lösung“, die sowohl den Konzern als auch seine Mitarbeiter sicher in die Zukunft führen soll. Auch wenn es keine gemeinsame Pressekonferenz der beteiligten Parteien gab, drückten IG Metall und Volkswagen in separaten Statements den Eindruck aus, dass die Einigung zwar hart erkämpft, jedoch zukunftsweisend sei.
Der Stellenabbau bei Volkswagen soll bis 2030 auf sozialverträglichem Wege stattfinden. So sollen in Wolfsburg rund 4.000 Stellen im Bereich der technischen Entwicklung entfallen, und die Ausbildungsplätze werden signifikant reduziert. Die IG Metall erstritt eine neue Beschäftigungssicherung bis 2030, um die Mitarbeiter zu schützen.
Gravierende Änderungen erwarten auch einige Produktionsstandorte. In Wolfsburg wird die Produktion der Modelle Golf und Golf Variant nach Mexiko verlagert. Der Stammsitz soll sich verstärkt auf die Fertigung von Elektrofahrzeugen konzentrieren. Trotz einer ungewissen Zukunft an den Standorten Osnabrück und Dresden bemüht sich die IG Metall um die Erhaltung wirtschaftlicher Perspektiven, während VW alternative Nutzungsmöglichkeiten prüft.
Ein finanzielles Entgegenkommen ist für die VW-Belegschaft nicht vorgesehen, da eine Nullrunde beschlossen wurde. Gehaltserhöhungen von fünf Prozent fließen in einen Fonds, der flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen soll. Eine Überarbeitung des Entgeltsystems wird angestrebt, könnte aber erst ab 2027 Implementierung finden.
Experte Werner Olle vom Chemnitz Automotive Institute hebt die Vermeidung von Arbeitskämpfen als positives Ergebnis hervor, warnt jedoch vor erheblichen Folgen für die Region Sachsen und das Zuliefernetzwerk.