Volkswagen steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Vorstandschef Oliver Blume erwartet von den Gewerkschaften Vorschläge, wie Kosten gesenkt und der Abstand zur Konkurrenz geschlossen werden kann. Im Vorfeld von Gesprächen über Werksschließungen und neue Tarifverträge, die eine angespannte Atmosphäre widerspiegeln, erklärte Blume die Notwendigkeit signifikanter Fortschritte auf der Kostenseite.
Erst kürzlich kündigte Europas führender Automobilhersteller langjährige Beschäftigungssicherungspläne und erwägt erstmals Werksschließungen im Heimatmarkt. Dies führte zu Spannungen mit den Gewerkschaften, die entschlossenen Widerstand angekündigt haben. Die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag und zukünftige Budgets beginnen daher einen Monat früher als geplant am 25. September.
Werksschließungen werden von den Gewerkschaften kategorisch ausgeschlossen, was die Frage offen lässt, wo Einsparungen gemacht werden können, ohne Arbeitsplätze abzubauen. "Die Kosten bei Volkswagen sind im Vergleich zum internationalen Wettbewerb zu hoch", sagte Blume und fügte hinzu, dass der Konzern alle Hebel zur Kostensenkung prüfen werde, darunter Entwicklung, Materialien, Fixkosten, Fertigung und Einzelhandelskosten.
Lohnkosten in Deutschland seien doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt, so Blume weiter. Ziel sei es, noch in diesem Jahr eine umfassende Vereinbarung zu Investitionen und Tarifverträgen zu erzielen.
Blumes Äußerungen erfolgten, als sich Automobilhersteller und Zulieferer zu einer virtuellen Sitzung mit Wirtschaftsminister Robert Habeck trafen, um die Gesundheit der Autoindustrie, Deutschlands wichtigstem Wirtschaftszweig, zu erörtern.
Dieses Treffen folgt auf zunehmende Schwierigkeiten der deutschen Automobilhersteller. Sowohl BMW als auch Mercedes-Benz warnten in den letzten Wochen aufgrund eines schwächeren chinesischen Automarkts vor Einbußen bei den Gewinnen.