Europa steht vor einer Energiezäsur: Seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise ist die Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA um über 140 Prozent gestiegen. Neue Terminals und Erweiterungen in Deutschland, Spanien, Frankreich, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich kündigen eine Ära der Energiesicherheit an, in der amerikanische LNG-Importe eine tragende Rolle spielen könnten.
Ein Schatten fällt jedoch auf dieses Zukunftsbild: Die jüngste Unterbrechung von Genehmigungsverfahren für neue LNG-Anlagen im Süden der USA durch die Biden-Administration lässt Zweifel an der Realisierbarkeit dieser Pläne aufkommen. An der derzeitigen Kapazität der USA, den wachsenden europäischen Energiebedarf zu decken, wird gezweifelt. Dadurch könnte eine historische Chance auf eine solide Energiepartnerschaft zwischen den westlichen Verbündeten verpasst werden.
Sollte diese strategische Entscheidung nicht revidiert werden, könnte Europa weiterhin in einer ungewollten Abhängigkeit von russischer Energie verbleiben. Entscheidend ist nun, ob es zu einer Kehrtwende kommt, die eine langfristige europäische Autarkie von russischer Energie ermöglicht und den Kontinent auf einen sichereren energiepolitischen Kurs bringt.