Die Perspektiven der Einzelwagenverkehre bei der DB Cargo stehen derzeit auf dem Prüfstand. Die Vorstandsvorsitzende, Dr. Sigrid Nikutta, hat kürzlich angedeutet, dass die Fortführung dieses spezifischen Geschäftszweigs ohne nennenswerte finanzielle Unterstützung durch den Bund kaum machbar erscheint. Ihre Botschaft ist unmissverständlich: In einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit findet ein verlustbringender Unternehmensbereich kaum Platz. Eine grundlegende Umstrukturierung zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit des Einzelwagenverkehrs ist unabdingbar, andernfalls steht der jetzige Betrieb zur Disposition.
Der Einzelwagenverkehr stellt eine maßgeschneiderte logistische Dienstleistung dar, bei der Waggons unmittelbar bei den Unternehmen abgeholt und anschließend in Rangierbahnhöfen neu zusammengestellt werden. Diese Dienstleistung ist insbesondere für Industriezweige wie die Stahl-, Chemie- und Baustoffindustrie von zentraler Bedeutung. Dennoch gilt dieser Betrieb als wirtschaftlich unattraktiv. DB Cargo nimmt in diesem Bereich zwar eine führende Position ein, jedoch empfindet das Unternehmen die aktuellen staatlichen Förderungen als völlig unzureichend. Nikutta unterstrich in einem Pressegespräch, dass es für DB Cargo unumgänglich sei, sich an strikte Profitabilitätsziele zu halten, welche durch Vorgaben aus Brüssel, nationale Gesetze und von den Aufsichtsgremien vorgegeben werden.
Zusätzlich sieht sich DB Cargo mit signifikanten wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert: Bis zum Jahr 2029 plant das Unternehmen den Abbau von schätzungsweise 5.000 Arbeitsplätzen. Gleichzeitig übt die EU-Kommission Druck aus, dass DB Cargo bis 2026 wieder in die Profitabilität zurückkehrt. Im Jahr 2024 verzeichnete das Unternehmen ein Defizit von über 350 Millionen Euro, für das laufende Jahr ist das Ziel gesteckt, die Verluste auf einen unteren dreistelligen Millionenbetrag oder sogar in den zweistelligen Bereich zu senken. Die Deutsche Bahn ist nicht länger in der Lage, die Defizite ihrer Tochtergesellschaft zu kompensieren, was die finanzielle Situation weiter belastet.
Besonderen Herausforderungen stellen zudem die aktuelle konjunkturelle Schwäche und internationale Handelsspannungen dar, wie Dr. Nikutta erläutert. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sank das Transportvolumen um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Weitere Unsicherheiten bestehen aufgrund von internationalen Handelsspannungen, und Zollankündigungen durch US-Präsident Donald Trump könnten potenzielle Auswirkungen auf die Exporte haben, was die Lage weiter erschweren könnte. Möglich wäre eine strategische Verlagerung des Transports auf andere Regionen, deren Auswirkungen auf das gesamte Logistikgefüge allerdings sorgfältig analysiert werden müssten. Diese dynamische und komplexe Marktsituation verlangt nach behutsamen und strategischen Entscheidungen.