Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die Maßnahmen der israelischen Regierung im Umgang mit der islamistischen Hamas im Kontext des Gaza-Kriegs scharf kritisiert. Seiner Meinung nach verfolgt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seinen Plan der konsequenten Beseitigung der für Israel existenzbedrohenden Terroristen, "ohne Rücksicht auf die in deren Hand befindlichen Geiseln und ohne Berücksichtigung der mäßigenden Stimmen der Amerikaner".
Heusgen äußerte seine Bedenken in einem Interview mit der "Rheinischen Post" und fügte hinzu, dass der Iran aus Gründen der Gesichtswahrung auf die Tötung eines hochrangigen Hamas-Führers in Teheran reagieren müsse. Dabei bleibe nur zu hoffen, dass die iranische Reaktion moderat ausfalle. Heusgen betonte ferner, dass die Eskalationsschraube im Nahen Osten weiter angezogen werde und die Bundesregierung keine wirklichen Einwirkungsmöglichkeiten habe.
Die Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran in der Nacht zum Mittwoch hat sowohl den Iran als auch die Hamas dazu veranlasst, Israel die Verantwortung zuzuschreiben und Vergeltung anzudrohen. Gleichfalls folgte die Nachricht von Hanijas Tod nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort von Beirut, bei dem ein ranghoher Hisbollah-Kommandeur ums Leben kam. Auch die Hisbollah, die eng mit dem Iran verbündet ist, kündigte Vergeltungsmaßnahmen an.
In diesem Zusammenhang zeigte sich ebenfalls der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen besorgt über die angespannte Lage im Nahen Osten. Röttgen wies darauf hin, dass in solch einer angespannten Situation ungewollte Dinge außer Kontrolle geraten könnten. Zudem betonte er, dass sich die Machtverhältnisse in der Region ändern würden, sobald der Iran über die Atombombe verfüge. Die Bundesregierung habe zwar keinen direkten Einfluss auf die Lage, müsse sich jedoch auf mögliche Eskalationen vorbereiten, insbesondere den Schutz deutscher Staatsangehöriger in der Region gewährleisten.