Mehr Züge sollen in Zukunft durch den vor 30 Jahren eröffneten Kanaltunnel zwischen Großbritannien und Frankreich fahren können. Wie der Tunnelbetreiber Getlink bekannt gab, werden technische Voraussetzungen geschaffen, damit konkurrierende Bahnunternehmen von London aus neue Ziele auf dem europäischen Festland anfahren können.
Auch die Deutsche Bahn plant weiterhin, ihre ICE-Züge direkt nach London fahren zu lassen. Bisher ist mit den Hochgeschwindigkeitszügen des Unternehmens Eurostar nur eine französisch-britische Verbindung durch den Tunnel möglich.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn betonte, dass der Verkehr zwischen London und dem Festland von grundsätzlichem Interesse für das Unternehmen sei. Der internationale Fernverkehr der Deutschen Bahn zeige hohe Wachstumsraten und auch im Verkehr nach Großbritannien sei der Trend zur umweltfreundlichen Schiene klar erkennbar.
Allerdings fehlen derzeit sowohl auf den Strecken als auch bei den Zügen noch die Voraussetzungen für ein durchgehendes europäisches Zugsicherungssystem ETCS, erklärte der Sprecher weiter. Die Zulassung der ICE-Züge für Belgien, Nordfrankreich und England hänge von dieser Ausstattung ab. Der Zeitplan und die technischen Voraussetzungen für die Streckenumrüstungen müssen erst festgelegt werden, bevor weitere Details genannt werden können.
Bereits 2013 plante die Deutsche Bahn, ihre ICE-Züge von Frankfurt über Köln, Brüssel und Lille dreimal täglich nach London und zurück fahren zu lassen. Aufgrund jahrelanger Streitigkeiten um Sicherheitsanforderungen konnte dies jedoch nicht umgesetzt werden. Auch die staatliche spanische Bahngesellschaft Renfe wurde als Interessent für Zugverbindungen durch den Kanaltunnel genannt.
Vor kurzem kündigte der Tunnelbetreiber Getlink gemeinsam mit Aufsichtsbehörden und Infrastrukturbetreibern beschleunigte Anstrengungen an, um Bahnunternehmen binnen fünf Jahren neue Verbindungen von London zum Festland zu ermöglichen. Geplant sind Verbindungen von London nach Köln, Frankfurt, Genf und Zürich. Die Standardisierung von Normen für den Tunnel und die Züge sowie die Vorbereitungen für neue Verbindungen mit den Netzbetreibern und betroffenen Bahnhöfen stehen hierbei im Fokus.