19. September, 2024

Wirtschaft

Zu viel Automation? Hafenkonflikt droht US-Logistik zu lähmen

Zu viel Automation? Hafenkonflikt droht US-Logistik zu lähmen

In zwei Wochen läuft der derzeitige Tarifvertrag zwischen der International Longshoremen's Association (ILA) und der United States Maritime Alliance (USMX) aus. Über 70.000 Hafenarbeiter in 36 Häfen entlang der Ost- und Golfküste der USA, von Maine bis Houston, könnten streiken, wodurch ein entscheidender Teil der nationalen Lieferkette lahmgelegt werden könnte.

Hintergrund der drohenden Arbeitsniederlegung sind vor allem höhere Gehaltsforderungen der Gewerkschaft sowie der Streit über Investitionen der USMX in die Automatisierung der Hafenprozesse. Die Allianz aus Arbeitgebern, Schifffahrtsgesellschaften und Hafenbetreibern betonte, dass sie ihre bestehende Technologiepolitik beibehalten wolle, um Effizienz zu steigern und gleichzeitig Arbeitsplätze und Arbeitsstunden der ILA-Mitglieder zu schützen.

Die ILA verzögerte die Verhandlungen Anfang des Sommers aufgrund des Einsatzes von autonomen Schranken in einem ihrer Häfen in Alabama. Laut Aussage der Gewerkschaft wurden bei der Anlage der APM Terminals und der Maersk Line autarke Schranken betrieben, die den Lastwagenverkehr am Hafen von Mobile ohne den Einsatz von ILA-Arbeitskräften abwickeln – diese Technologie existiert jedoch bereits seit 2008. Diese Art von halbautomatisierter Technologie ist laut dem bestehenden Vertrag zulässig, sofern sie von einem speziellen Komitee der ILA genehmigt wird.

Doch die Bedenken der ILA gehen tiefer: Die Gewerkschaft sieht in der Automatisierung eine direkte Bedrohung für die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder. Historisch gesehen hat sich die ILA stets vehement gegen Automatisierungen ausgesprochen, beginnend mit der Einführung von Containerschiffen, die den Bedarf an manueller Arbeit drastisch reduzierte.

Befürworter der Automatisierung argumentieren dagegen, dass diese neue Arbeitsmöglichkeiten für die Mitglieder der ILA schaffen könnte, etwa in der Wartung und Überprüfung der automatisierten Anlagen. Die Mitgliedschaft der ILA ist seit 2020 um 15 % gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von 12 % an der Westküste im selben Zeitraum, wobei beide Regionen stark in automatisierte Maschinen investiert haben.

Ein Bericht des Government Accountability Office (GAO) hob die Vorteile der Automatisierung hervor, darunter verbesserte Sicherheit und Effizienz. Die Auswirkungen auf die Hafenleistung und die Belegschaft wurden jedoch gemischt bewertet. Während einige Stakeholder beklagten, dass automatisierte Geräte langsamer arbeiten, betonten andere die Schaffung höher qualifizierter Arbeitsplätze und verbesserter Arbeitsbedingungen.

US-Hafenbetreiber stehen vor der Herausforderung, die Balance zwischen Arbeitsbedenken, Kosten und betrieblichen Prioritäten zu finden. Im internationalen Vergleich hinken sie in Sachen Innovation hinterher, da ausländische Häfen Automatisierung aggressiver umsetzen.

Benjamin Gordon, Managing Partner von Cambridge Capital und BGSA, warnt vor Verpassten Chancen: "Durch den Widerstand gegen die Automatisierung könnte die ILA die Wettbewerbsfähigkeit Amerikas untergraben und zur Inflation beitragen."

In der Top-20-Rangliste der Häfen nach Volumen belegt nur ein amerikanischer Hafen einen Platz; Los Angeles ist auf Rang 17. Dagegen befinden sich zehn der Top 16 Häfen in China.

Gordon schlägt Zusammenarbeit vor: "Ein kooperativer Ansatz zwischen ILA, Häfen, Schifffahrtsgesellschaften und anderen Stakeholdern könnte die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die Adaption von Technologien fördern."