Die weiterhin schwelenden Zollkonflikte zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern haben den Dow Jones Industrial Index am Dienstag erneut belastet. Ein Versuch zur Erholung während des Handelsverlaufs scheiterte letztlich, als zum Handelsschluss der Verkaufsdruck wieder anwuchs. China und Kanada konterten die neuen US-Importzölle mit eigenen Gegenzöllen. Auch Mexiko stellte ähnliche Maßnahmen in Aussicht, kommunizierte jedoch noch keine Details. Bereits vor Inkrafttreten der US-Zölle hatte Kanadas Premierminister Justin Trudeau Vergeltungsmaßnahmen in gleicher Höhe angekündigt. China wiederum plant ab dem 10. März zusätzliche Zölle, die insbesondere US-amerikanische Agrarprodukte treffen sollen.
Der Dow Jones verzeichnete schließlich einen Rückgang von 1,55 Prozent auf 42.520,99 Punkte, nachdem er bereits zu Wochenbeginn 1,5 Prozent verloren hatte. Auch der S&P 500 büßte 1,22 Prozent ein, was die seit der Wahl von Donald Trump erzielten Kursgewinne aufzehrte. Der Nasdaq 100, der zeitweise in die Gewinnzone gewechselt war, schloss 0,36 Prozent tiefer bei 20.352,53 Punkten.
Laut Clark Geranen, Marktstratege bei CalBay Investments, wird es für Anleger zunehmend schwieriger, auf der Basis von Zollnachrichten fundierte Entscheidungen zu treffen. Es bleibe ungewiss, wie lange die Zölle anhalten würden. Geranen vermutet, dass diese eher als Verhandlungstaktik denn als Beginn eines langwierigen Handelskriegs fungieren. Dennoch neigen Anleger dazu, in unsicheren Zeiten erst zu verkaufen und später Fragen zu stellen.
Neben den Handelskonflikten sorgt sich die US-Anlegerschaft zusätzlich um den Zustand der heimischen Wirtschaft. Der mit Spannung erwartete monatliche Arbeitsmarktbericht für Februar, der am Freitag veröffentlicht wird, rückt daher in den Fokus. Jim Reid von der Deutschen Bank verwies auf die Nervosität der Anleger, die sich im starken Anstieg des VIX-Index manifestiere. Dieser erreichte am Dienstag kurzzeitig den höchsten Stand seit Dezember letzten Jahres und gilt als Indikator für die Anlegerängste.
Besonders belastet wurden im Dow die Aktien des Flugzeugbauers Boeing, die um 6,6 Prozent sanken. Auch die konjunkturabhängigen Bankwerte litten: Goldman Sachs und JPMorgan verloren jeweils 4 Prozent, während Citigroup-Papiere um 6,3 Prozent zurückgingen. Automobilhersteller und Zulieferer verzeichneten ebenfalls deutliche Verluste, da viele von ihnen auf Mexiko als Produktionsstandort setzen, um den US-Markt zu bedienen. Ford fiel um 2,9 Prozent, General Motors um 4,6 Prozent, Lear um 2,4 Prozent, und Magna International büßten 3,4 Prozent ein.
Unter den Technologiewerten setzte Tesla seine Talfahrt fort und fiel um 4,4 Prozent, beeinflusst durch das Wirken von Tesla-Chef Elon Musk an der Seite von Donald Trump, was jüngst für Aufsehen sorgte. In den USA gibt es inzwischen Proteste gegen Tesla, und die Verkaufszahlen in Europa und China schwächeln, wie jüngste Branchenzahlen bestätigen.