13. April, 2025

Börse

Zollhammer aus Washington – Dax rutscht tiefer ins Minus

Donald Trumps neue Strafzölle setzen die Märkte weltweit unter Druck. Der Dax fällt auf den tiefsten Stand seit Februar, Bankaktien stürzen ab. Anleger fliehen in sichere Häfen – doch nicht alle schützen.

Zollhammer aus Washington – Dax rutscht tiefer ins Minus
Mit über 4 % Wochenverlust fällt der Leitindex auf den tiefsten Stand seit Februar – Exportangst drückt vor allem Banken und Industrie.

Trump liefert – und die Märkte zittern

Es hat nur einen Satz gebraucht. Am Mittwochabend kündigte US-Präsident Donald Trump in einer Rede neue Zölle auf „unfaire Handelspraktiken“ an – und binnen 24 Stunden verloren die globalen Börsen Billionen an Wert. Der Dax stürzte um über 3 Prozent ab, die Wall Street verzeichnete den schwärzesten Tag seit der Corona-Krise.

Und der Abwärtssog hält an: Am Freitagmorgen notierte der Dax bei 21.331 Punkten – 1,7 Prozent im Minus. Damit hat der deutsche Leitindex binnen einer Woche über 4 Prozent verloren und liegt mittlerweile mehr als 9 Prozent unter dem Rekordhoch vom März. Die Kurskorrektur ist da – ob sie zur Panik wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen.

Eine politische Entscheidung mit wirtschaftlichem Einschlag

Trumps neuer Zollkurs trifft vor allem exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland. Welche Güter konkret betroffen sind, bleibt offen – doch die Unsicherheit allein reicht, um Kapital aus den Märkten zu ziehen.

Anleger erwarten nun Gegenmaßnahmen aus Europa und China. Die Folgen: gestörte Lieferketten, höhere Kosten, geringere Margen.

Banken, Industrie und Konsumgüterhersteller gelten als besonders exponiert. Am stärksten im Dax unter Druck: Deutsche Bank (–6,5 %) und Commerzbank (–5,1 %). Der europäische Bankenindex fällt auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten – ein Alarmsignal für Investoren.

Der Dollar-Index verliert nach Trumps Zollrede an Boden – Anleger fliehen in Franken und Yen, Gold hingegen gibt überraschend nach.

Rheinmetall trotzt dem Sturm – (noch)

Eine der wenigen Ausnahmen im Dax: Rüstungshersteller Rheinmetall. Die Aktie stieg bereits am Donnerstag gegen den Trend, am Freitag legt sie erneut mehr als 2 Prozent zu.

Der Grund: geopolitische Spannungen stärken die Nachfrage nach Verteidigungsgütern. Und Zölle auf klassische Exportgüter betreffen die Branche bisher kaum.

Doch selbst defensive Titel könnten unter Druck geraten, sollten Strafmaßnahmen auch Vorprodukte, Zulieferteile oder Technologien erfassen. Eine Eskalation im Handelsstreit hätte auch für Rüstungskonzerne langfristig Folgen.

Fluchtwährungen und Wackel-Gold

Während die Aktienmärkte taumeln, verlagert sich Kapital in klassische „Safe Havens“: Der Schweizer Franken gewinnt 0,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar, der japanische Yen bleibt ebenfalls stabil.

Überraschend dagegen: Gold, sonst Sicherheitsanker in Krisenzeiten, verliert an Wert. Experten vermuten Gewinnmitnahmen oder Umschichtungen, um Verluste in anderen Anlageklassen zu decken.

Noch besorgniserregender ist der Blick auf den US-Dollar selbst. Der Dollar-Index gab bis Freitagmorgen um 0,5 Prozent nach. Das Vertrauen in die US-Währung schwindet – nicht wegen wirtschaftlicher Fundamentaldaten, sondern aufgrund politischer Volatilität. Trumps „America First“-Agenda könnte zur „Dollar Last“-Realität werden.

Ein Plan oder politisches Chaos?

Analysten rätseln über Trumps strategisches Kalkül. Ist es Wahlkampf-Taktik, ein versuchter Handelsdeal oder ein echter Kurswechsel? Thomas Altmann von QC Partners vermutet: „Trump inszeniert sich erneut als Mann der Deals.“

Doch solange keine Einigungen mit den Handelspartnern erzielt sind, bleibt das Risiko hoch – und die Märkte nervös.

Noch ist nicht klar, ob die angedrohten Zölle dauerhaft greifen oder als Verhandlungsmasse gedacht sind. Doch die Unsicherheit reicht aus, um Anleger zu verunsichern.

Und sie könnte die globalen Konjunkturaussichten spürbar eintrüben – genau zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Inflation, hohe Zinsen und geopolitische Konflikte lasten ohnehin auf der Weltwirtschaft.