Wall Street: Ein Rebound mit Wackelkontakt
Die Zwischenrally vom Mittwoch verpuffte an der US-Börse binnen 24 Stunden. Dow Jones (-2,5 %), S&P 500 (-3,5 %) und Nasdaq (-4,3 %) schlossen deutlich im Minus.
Der Grund: Die vorübergehende Zollpause von US-Präsident Trump konnte die Märkte nicht dauerhaft beruhigen – der eskalierende Handelsstreit mit China bleibt das Damoklesschwert über jedem Erholungsschub.
Asien: Nach der Hoffnung kam die Ernüchterung
Auch in Tokio fiel der Nikkei am Freitagmittag um 4,2 % auf 33.148 Punkte. Der Topix-Index gab gleich stark nach. In Südkorea (-1,2 %), Singapur (-2,1 %) und Shanghai (seitwärts) blieb der Ton vorsichtig.
Nur der Hang Seng in Hongkong legte leicht zu – ein rares Signal inmitten globaler Unsicherheit.
DAX: Noch im Plus – aber mit Vorsicht
Trotz negativer Vorgaben notierte der deutsche Leitindex am Freitagmorgen auf außerbörslichen Plattformen 0,8 % im Plus. Doch der Rückenwind aus der Vortagserholung (plus 4,5 % auf 20.563 Punkte) ist brüchig – zu viele Variablen stehen heute im Raum, von der deutschen Inflation bis zu den Ratings für Frankreich und Italien.
1. Inflation in Deutschland – Realität trifft Erwartung
Das Statistische Bundesamt liefert um 8 Uhr den endgültigen HVPI für März. Die Schnellschätzung liegt bei 2,3 % – doch nach mehreren Korrekturen in den Vormonaten herrscht Skepsis. Eine Überraschung nach oben könnte die EZB-Pläne für Zinssenkungen erneut ins Wanken bringen.
2. Britisches BIP – Die Insel wankt
Ebenfalls um 8 Uhr kommen Konjunkturdaten aus Großbritannien. Analysten rechnen mit Stagnation oder gar leichtem Rückgang. Für die Bank of England erhöht das den Druck, über eine frühere Lockerung der Geldpolitik nachzudenken – mit Auswirkungen auf Pfund, Anleihen und Aktien.
3. US-Erzeugerpreise – Frühwarnsystem für Inflation
Um 14:30 Uhr gibt das US-Arbeitsministerium die Produzentenpreise bekannt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Kernrate. Ein Anstieg über die Erwartungen hinaus könnte die Zinssenkungshoffnungen der Fed erneut dämpfen – ein marktbewegender Faktor.

4. Verbrauchervertrauen in den USA – Wie nervös ist Main Street?
Der Index der Uni Michigan um 16 Uhr misst die Stimmung der US-Konsumenten – eine Schlüsselgröße für die Binnenkonjunktur. Ein Einbruch würde Sorgen um die Resilienz des US-Verbrauchs verstärken. Erwartet wird ein leichter Rückgang, doch die Unsicherheiten sind hoch.
5. S&P und Moody’s: Frankreich und Italien im Visier
Der Abend könnte für Bonds und Währungen kritisch werden: Die Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit Frankreichs und Italiens neu. Auch wenn stabile Ratings erwartet werden, sind Herabstufungen nicht ausgeschlossen – die Konsequenzen für den Euro und europäische Staatsanleihen wären gravierend.
6. Unternehmensberichte: Banken-Schwergewichte liefern Zahlen
Heute öffnet die Wall Street ihre Bücher: JPMorgan, Morgan Stanley, Wells Fargo, BlackRock und Bank of New York Mellon legen ihre Q1-Ergebnisse vor. Nach den jüngsten Turbulenzen wird der Blick der Investoren besonders scharf auf Kreditkosten, Rückstellungen und Einlagentrends gerichtet sein. Auch in Deutschland legen Fraport, Gerresheimer und BayernLB Zahlen vor.
7. Termine, Termine, Termine – die Agenda ist voll
Von der Hauptversammlung bei Swiss Re über die Industrieproduktion in Großbritannien bis zu EZB-Chefin Christine Lagarde bei der Eurogruppe – Anleger blicken heute auf eine Informationsflut, die Märkte bewegen kann. Wer hier den Überblick behält, hat die besseren Karten.
Der Freitag wird zum Test für die Nervenstärke der Märkte
Die Kombination aus politischen Risiken, wirtschaftlichen Unsicherheiten und psychologischen Belastungen macht den letzten Handelstag der Woche zu einer Bewährungsprobe. Der DAX könnte erneut volatil reagieren – das Potenzial für Ausschläge in beide Richtungen ist groß. Wer heute Position bezieht, sollte nicht nur Zahlen lesen, sondern auch Zwischentöne erkennen.