Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins unverändert bei 21 Prozent belassen und verzichtete auf weitere Erhöhungen. Anlass für diese Entscheidung ist der Kampf gegen die Inflation, die durch die staatlichen Ausgaben für den Krieg gegen die Ukraine forciert wird. Inmitten von Kritik aus Kreisen einflussreicher Wirtschaftsakteure, darunter auch Oligarchen mit Kremlin-Nähe, wird dieser Zinssatz als Hindernis für die wirtschaftliche Aktivität bewertet. Die Ankurbelung der Produktion für militärische Güter auf breiter Front führt zu einer Arbeitskräftemangel und steigenden Löhnen. Die dadurch gestiegene Kaufkraft befeuert die Inflation weiter. Die Schwächung des russischen Rubels lässt zudem die Preise für Importgüter wie Autos und Unterhaltungselektronik aus China, Russlands inzwischen größtem Handelspartner, steigen. Hierbei haben westliche Sanktionen die wirtschaftlichen Beziehungen zu Europa und den USA gestört und den Handel nach Asien verlagert. Kritiker der Geldpolitik der Zentralbank und ihrer Gouverneurin Elvira Nabiullina sind unter anderem Sergei Chemezov, Chef des verteidigungs- und technologieorientierten Staatskonzerns Rostec, sowie der Stahlmagnat Alexei Mordashov. Präsident Wladimir Putin betonte in seiner jährlichen Pressekonferenz, dass die Wirtschaft nahe vier Prozent wachsen werde. Er würdigte die Inflation von 9,3 Prozent als „beunruhigendes Zeichen“, hob jedoch die im Gleichschritt gestiegenen Löhne hervor. Putin räumte ein, dass Kritik an der Zentralbank besteht, und wies darauf hin, dass einige Experten der Meinung sind, die Bank hätte früher und effektiver handeln können. Nabiullina kommentierte im November, dass die Preissteigerungen bei den meisten Gütern und Dienstleistungen darauf hinweisen, dass die Nachfrage das Wachstum der wirtschaftlichen Kapazitäten übersteigt. Das militärische Budget Russlands wird durch Ölexporte finanziert, die von Europa auf neue Kunden in Indien und China umgeleitet wurden, die sich nicht an Sanktionen wie einem Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel halten.