12. Februar, 2025

Märkte

Zinssenkungen beflügeln Biotech – aber wie lange?

Neue Therapien und Gentherapien versprechen Revolutionen, doch sie sind oft extrem teuer. Bleibt Innovation ein Luxusgut?

Zinssenkungen beflügeln Biotech – aber wie lange?
Günstiges Kapital treibt Investitionen in den Sektor, doch was passiert, wenn die Konjunktur kippt? Experten warnen vor überzogenen Erwartungen.

Lange Zeit galt der Biotech-Sektor als Sorgenkind der Börse – hohe Zinsen, schwache Investitionsbereitschaft und durchwachsene Forschungsergebnisse hatten die einstigen Highflyer auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Doch der Januar zeigt: Die Branche ist zurück, und zwar mit Macht.

Mit einem Plus von über 4 % allein im ersten Monat des Jahres hat das Zukunftsdepot bewiesen, dass Biotech mehr ist als eine Wette auf ungewisse Durchbrüche. Tatsächlich profitieren einige Unternehmen von einer explosiven Kombination aus neuen Medikamentenzulassungen, bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und einer wiederkehrenden Investorenbegeisterung.

Besonders auffällig: Während große Tech-Konzerne wie Nvidia oder Tesla zuletzt mit Schwankungen zu kämpfen hatten, überzeugten kleinere Biotech-Werte mit beeindruckenden Kursanstiegen.

Was steckt hinter der Renaissance des Biotech-Sektors? Welche Unternehmen konnten am stärksten profitieren? Und ist das erst der Anfang?


Biotech im Aufwind: Drei Faktoren treiben die Erholung

Noch vor einem Jahr schien Biotech fast in Vergessenheit geraten zu sein – ein Bereich für Spezialisten, voller Hoffnungen, aber auch großer Unsicherheiten. Doch jetzt wendet sich das Blatt.

Drei zentrale Entwicklungen treiben die jüngste Kursrallye:

  • Neue Durchbrüche in der Medizin: Gerade bei seltenen Erkrankungen und Gentherapien verzeichnen Unternehmen bahnbrechende Fortschritte. Medikamente, die jahrelang in der Entwicklung waren, erhalten endlich die langersehnten Zulassungen.
  • Zinssenkungserwartungen lockern den Kapitalmarkt: Biotech ist ein kapitalintensiver Sektor – je niedriger die Zinsen, desto attraktiver sind die Zukunftserträge. Investoren kehren langsam zurück.
  • Ein nachhaltiger Nachfrageboom: Eine alternde Gesellschaft, zunehmende genetische Forschung und der weltweite Ausbau personalisierter Medizin führen dazu, dass Biotech für die nächsten Jahrzehnte ein Wachstumsmarkt bleibt.

Mit diesen Voraussetzungen ist die spannende Frage: Welche Unternehmen haben die neue Dynamik am besten genutzt?


Argenx: Lamas, Antikörper und eine Milliarden-Wette

📈 +7,2 % im Januar

Argenx? Wer den Namen noch nie gehört hat, ist nicht allein – das belgische Unternehmen gehört nicht zu den üblichen Verdächtigen an der Börse. Doch Biotech-Investoren wissen: Argenx ist eines der spannendsten Unternehmen der Branche.

Der Grund? Eine revolutionäre Antikörper-Technologie, die sich unter anderem an der Immunabwehr von Lamas orientiert. Besonders das Medikament Vyvgart, das zur Behandlung der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis eingesetzt wird, sorgt für Furore. Der Umsatz des Unternehmens wächst rasant – allein 2024 um 85 %, auf knapp 2 Milliarden Dollar.

Das Besondere: Argenx könnte mit seiner Technologie gleich eine ganze Reihe von Krankheiten angehen. Wer hier investiert, setzt also nicht nur auf ein einziges Medikament, sondern auf ein System, das potenziell mehrere Blockbuster hervorbringen kann.


Sartorius: Vom Krisenkind zum Comeback-Kandidaten

📈 +30,1 % im Januar

Kaum ein Unternehmen hat in den letzten zwei Jahren so stark an Wert verloren wie Sartorius. Doch wer dachte, dass die Krise ewig andauert, wurde im Januar eines Besseren belehrt.

Der Pharma- und Laborzulieferer meldete starke Zahlen: Der Auftragseingang stieg um 10,8 %, die operative Marge blieb stabil, und das Management gibt sich für 2025 optimistisch. Besonders spannend: Sartorius ist kein klassisches Biotech-Unternehmen, sondern einer der wichtigsten Zulieferer der Branche. Wenn Biotech boomt, profitiert Sartorius fast automatisch.

Anleger haben das verstanden – und den Kurs in den ersten Wochen des Jahres nach oben katapultiert.


Vertex: Das Schmerzmittel, das alles verändert

📈 +14,2 % im Januar

Seit Jahrzehnten haben Ärzte in der Schmerztherapie nur wenige Alternativen: Opioide, mit all ihren Risiken, oder nichts. Doch Vertex hat es geschafft, eine völlig neue Wirkstoffklasse zu entwickeln – die erste dieser Art seit über 20 Jahren.

Die Zulassung dieses Medikaments hat nicht nur die Patienten, sondern auch die Investoren begeistert. Die Aktie legte um über 14 % zu, und Analysten sehen langfristig ein Milliardenpotenzial.

Doch Vertex ruht sich nicht auf den Erfolgen aus. Das Unternehmen hat bereits ein fast monopolartiges Geschäft mit Mukoviszidose-Therapien und baut seine Pipeline mit neuen Gentherapien für Sichelzellenanämie aus.


Roche: Die unterschätzte Größe im Sektor

📈 +11,3 % im Januar

Analysten hatten Roche schon fast abgeschrieben – doch das Schweizer Pharmaunternehmen überraschte mit 7 % Umsatzwachstum und einem unerwartet starken Start ins Jahr. Besonders wichtig waren zwei medizinische Durchbrüche:

  • Ein neuer Brustkrebs-Test, der mehr Patienten den Zugang zur personalisierten Medizin ermöglicht.
  • Die erste kontinuierliche Verabreichungsmethode zur Behandlung des diabetischen Makulaödems – einer Hauptursache für Erblindung bei Diabetikern.

Mit diesen Fortschritten bleibt Roche eine der stabilsten Größen im Biotech-Sektor.


Biotech ist zurück. Doch ist das nur eine kurzfristige Erholung – oder stehen wir vor einer neuen Boomphase?

Die Antwort liegt in der Kombination aus wissenschaftlichem Fortschritt, langfristiger Nachfrage und einer sich stabilisierenden Marktsituation. Während kurzfristige Schwankungen nie auszuschließen sind, gibt es gute Gründe zu glauben, dass Biotech 2025 eines der spannendsten Investitionsfelder bleiben wird.