Die anstehenden politischen Pläne von Donald Trump werfen bereits jetzt einen gewichtigen Schatten auf die US-Notenbank Federal Reserve. Diese hat am Mittwoch zum dritten Mal in Folge die Zinsen um einen viertel Prozentpunkt gesenkt. Doch die Prognosen der Fed für das kommende Jahr lassen eine verlangsamte Absenkungsrate im Vergleich zu den Erwartungen im September erkennen, was zu heftigen Marktschwankungen führte.
Fed-Chef Jay Powell erklärte, dass der vorsichtige Ausblick auf ein Stocken der Fortschritte zur Reduzierung der Inflation auf das anvisierte 2-Prozent-Ziel zurückzuführen sei. Einige Fed-Beamte hätten in ihren Vorhersagen jedoch bereits mit Trumps politischen Plänen kalkuliert. Julia Coronado, ehemalige Fed-Ökonomin, wies darauf hin, dass Trumps Strategien, darunter Zollandrohungen, Massendeportationen sowie Steuer- und Regulierungsabbau, die Mandate der Fed bedrohen könnten.
Ökonomische Analysen sehen die Gefahr von steigender Inflation, verminderter Wachstumsrate und erhöhter Volatilität, sollte ein solcher politischer Kurs durchgesetzt werden. Bereits vor Trumps Wahlsieg zeichnete sich im September und Oktober eine Verschiebung hin zu höheren Inflationserwartungen ab, was Bedenken hinsichtlich der Stabilität des Arbeitsmarkts steigerte. Die Fed betont, dass zusätzliche Zinssenkungen nur bei Fortschritten in Hinblick auf die Inflationsbekämpfung erfolgen würden, insbesondere, da die Zinsen sich nun dem neutralen Niveau annähern.
Powell machte zudem deutlich, dass die Fed in ihren Berücksichtigungen einen bedeutenden Umschwung vollzogen hat. Diese Veränderung spiegelt sich in den aktualisierten wirtschaftlichen Prognosen wider: statt eines ganzen Prozentpunkts rechnen die meisten Verantwortlichen nun nur noch mit einem halben Punkt Reduktion in 2024. Die mittleren Erwartungen für die Inflation wurden ebenfalls deutlich angepasst.
Der Markt reagierte auf diese Anpassungen mit deutlicher Nervosität. Der S&P 500 fiel um fast drei Prozent, der Dollar erreichte ein Zweijahreshoch, und die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen. Auch asiatische Aktienmärkte gerieten ins Straucheln. Experten wie Dean Maki von Point72 sehen die Veränderungen der Fed durch Trumps Politikpläne beeinflusst: Zölle könnten bereits jetzt ihre Wirkungen entfalten.
Fed-Chef Powell betonte in einer Pressekonferenz, dass die Notenbank dabei sei, potenzielle wirtschaftliche Effekte kommender politischer Schritte abzuwägen, um angemessene Antworten zu definieren. Eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Fed-Sitzung im Januar sei ausgeschlossen, so Ellen Zentner von Morgan Stanley.
Analysten erwarten, dass die Fed bis Juni mit weiteren Zinssenkungen wartet und insgesamt nur drei für das kommende Jahr plant. Da Trumps Politik auch das Wachstum beeinträchtigen könnte, besteht das Risiko, dass der Arbeitsmarkt schwächer wird als erwartet, was die Fed vor weitere Herausforderungen stellen könnte.