20. September, 2024

Wirtschaft

Zinskaos weltweit: Zentralbanken im Zickzackkurs

Zinskaos weltweit: Zentralbanken im Zickzackkurs

Die globale Finanzlandschaft erlebt derzeit eine kurvenreiche Fahrt, da Zentralbanken auf unterschiedliche Weise auf das gemächliche Abklingen der Inflation reagieren. Während die Notenbank von Japan ihren Zinssatz auf 0,25 Prozent – eine Erhöhung um 20 Basispunkte – anhob, senken andere Länder ihre Raten, um der verlangsamten Wirtschaft gerecht zu werden. Vor zwei Jahren kämpften Zentralbanken rund um den Globus noch vereint gegen die hohe Inflation, was zu einem synchronisierten und aggressiven Anstieg der Zinssätze führte. Heute wenden viele Politiker ihre Kursänderung weniger koordiniert an, da die Preissteigerungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark abklingen. Einige Zentralbanken in Schwellenländern haben bereits im letzten Jahr begonnen, die Zinsen zu senken. Europäische Beamte sind erst vor wenigen Monaten vorsichtig auf einen Zinserleichterungskurs eingeschwenkt. Die USA blieben lange das prominente Gegenbeispiel: Die Federal Reserve hielt die Zinsen über ein Jahr hoch und entschied sich erst jetzt, sie merklich zu senken. „Vor ein paar Monaten lebten wir noch im Bereich des 'amerikanischen Exzeptionalismus'“, erläutert Katharine Neiss, Ökonomin bei PGIM Fixed Income. Es bestand die Erwartung, dass die Resilienz der US-Wirtschaft zu länger anhaltend höheren Zinsen führen würde. Dies belastete andere Volkswirtschaften spürbar, erklärt Neiss weiter. Die Zinssenkung der Fed könnte nun für eine sogenannte weiche Landung sorgen und die Inflation ohne eine schwere Rezession eindämmen – was auch global begrüßt würde, so Neiss. Solch ein Szenario würde die finanziellen Bedingungen weltweit lockern und den Druck auf Währungen verringern, die unter der Stärke des Dollar litten. Das aktuelle Hauptthema in der Welt ist also die Zinssenkung der Zentralbanken im Zuge der nachlassenden Inflation. Trotz der Lockerung bleiben viele Politiker vorsichtig, um inflationäre Kräfte nicht wieder zu entfachen. Seit Juni hat die Bank of Canada die Zinsen dreimal gesenkt und auch die Europäische Zentralbank verringerte die Zinsen binnen drei Monaten zweimal. Die Bank of England hielt die Zinsen am Donnerstag stabil, nachdem sie letzten Monat einmal gesenkt wurden. Auch die Zentralbanken in Norwegen und Schweden dürften ihre Zinsen bei den Sitzungen im September unverändert lassen und auf einen schrittweisen Ansatz setzen. Unter den Schwellenländern hat die südafrikanische Zentralbank erstmals seit vier Jahren die Zinsen gesenkt. Dennoch gibt es globale Ausreißer. Japan reagierte im Juli verspätet auf die Inflation und hob die Zinsen an, mit einer weiteren möglichen Erhöhung in Sicht, wie Investoren vermuten. Nigeria hat in diesem Jahr mehrfach die Zinsen erhöht, da die Inflation stieg und die Zentralbank Brasiliens erhöhte die Zinsen aus Sorge, dass schnelleres Wirtschaftswachstum inflationär wirken könnte.