12. September, 2024

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Zinsflaute trifft den Mittelstand: Milliardenverluste durch unzureichende Anpassungen

Trotz Zinserhöhungen der EZB sehen sich deutsche Unternehmen mit mageren Renditen konfrontiert, was vor allem kleine und mittlere Firmen finanziell stark benachteiligt.

Zinsflaute trifft den Mittelstand: Milliardenverluste durch unzureichende Anpassungen
Trotz Zinserhöhungen der EZB erhalten deutsche Unternehmen, insbesondere KMUs, kaum verbesserte Konditionen, was den finanziellen Druck verschärft.

Die EZB hat seit 2023 die Leitzinsen schrittweise um insgesamt 4,5 Prozentpunkte angehoben, ein aggressiver Schritt, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Während Sparer und private Anleger von steigenden Zinsen auf ihre Einlagen profitieren sollten, zeigt die Realität für Unternehmen ein anderes Bild.

Die EZB senkt erstmals seit 2019 den Leitzins: Was bedeutet das für dein Unternehmen?
Anfang dieses Monats senkte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinssätze zum ersten Mal seit 2019 um 25 Basispunkte (Bp). Dieser bedeutsame Schritt markiert eine potenzielle Wende in…

Laut UnitPlus beläuft sich das auf Tagesgeldkonten von Unternehmen geparkte Kapital auf rund 222 Milliarden Euro. Doch die Freude über höhere Zinsen bleibt aus, denn die durchschnittliche Verzinsung, die Unternehmen tatsächlich erhalten, liegt bei mageren 1,78 Prozent pro Jahr.

Dieser Wert erscheint besonders niedrig, wenn man ihn mit den potenziell möglichen Erträgen vergleicht, die sich aus den Zinserhöhungen der EZB ergeben könnten.

Während private Anleger von steigenden Zinsen profitieren, bleiben Unternehmen von den Vorteilen weitgehend ausgeschlossen.

Fabian Mohr, Gründer und Geschäftsführer von UnitPlus, kommentiert die Situation als „ernüchternd“.

„Die Zinserhöhungen der EZB wurden nicht einmal zur Hälfte an die Unternehmen weitergegeben“, bemängelt er.

Das Resultat: Ein Verlust von über vier Milliarden Euro an Zinseinnahmen pro Jahr für die deutsche Wirtschaft. Besonders für kleinere Unternehmen, die ohnehin geringere finanzielle Puffer haben, ist dies ein schwerer Schlag.

Die Analyse von UnitPlus, basierend auf Daten einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bankenaufsicht über etwa 200 inländische Banken, zeigt, dass viele Geschäftsbanken zögerlich sind, die erhöhten Zinssätze vollständig an ihre geschäftlichen Kunden weiterzugeben.

Dies könnte teilweise eine vorsorgliche Reaktion auf eine mögliche zukünftige Senkung der Leitzinsen sein, die einige Banken antizipieren.

Die Zurückhaltung der Banken bei der Zinsweitergabe könnte langfristige negative Folgen für die Investitionsbereitschaft und das Wachstum kleinerer Unternehmen haben. Diese Entwicklung wirft Fragen auf hinsichtlich der Effektivität der geldpolitischen Maßnahmen der EZB im Hinblick auf die Unterstützung der realen Wirtschaft.