22. November, 2024

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Zinsfantasien belasten Bankaktien und beleben Immobilienwerte

Zinsfantasien belasten Bankaktien und beleben Immobilienwerte

Die Aussicht auf mögliche Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Freitag die Stimmung im Bankensektor gedämpft. Nachdem sich die Unternehmensstimmung im Euro-Raum im November überraschend verschlechtert hatte, stieg die Erwartung auf umfassendere Zinssenkungen durch die EZB. Dies hatte negative Auswirkungen auf den Bankensektor, da niedrigere Zinsen das Nettozinseinkommen schmälern können.

In der Folge verloren die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank im Dax Spitzenplätze und sanken um bis zu 3,2 Prozent. Der gesamteuropäische Bankenindex Stoxx Europe 600 Banks fiel um etwa 2 Prozent und erreichte den niedrigsten Stand seit sechs Wochen.

Im Gegenzug belebten die Zinssenkungserwartungen den Immobiliensektor. Niedrigere Zinsen können den Immobilienmarkt stimulieren und die Kapitalkosten für Unternehmen senken. So legte die Aktie von Vonovia im Dax um 3,5 Prozent zu. Im MDax erlebten TAG und LEG sogar noch größere Zugewinne von bis zu 4,5 Prozent. Der Immobiliensektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate führte die Liste der Stoxx-600-Indizes an und erholte sich mit einem Plus von über 2 Prozent von seinem Tiefststand seit Juli.

Marktbeobachter schätzten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung der EZB im nächsten Monat um 0,5 Prozentpunkte auf über 50 Prozent gestiegen ist. Dies wurde durch die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone, die hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben, befeuert. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel gemäß einer ersten Schätzung unter die Expansionsgrenze von 50 Punkten und erreichte ein Zehnmonatstief.

Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, beschrieb die Lage als kaum schlimmer vorstellbar und verwies auf die politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich sowie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Johannes Mayr von Eyb & Wallwitz fügte hinzu, dass die bisherige Wirkung der Zinssenkungen noch keine Trendwende gebracht habe, und prognostizierte, dass der geopolitische Gegenwind bis 2025 zunehmen wird.