Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3 Prozent gesenkt und dabei vor einem schwächeren Wachstum als bislang prognostiziert gewarnt. Diese Maßnahme, die bereits die vierte Absenkung der Kreditkosten seit Juni darstellt, senkt den Leitzins auf den niedrigsten Stand seit März 2023.
Gleichzeitig hat die EZB ihre Einschätzungen zur Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone nach unten korrigiert. Für 2025 geht sie nun von einem Wachstum von lediglich 1,1 Prozent aus, ein Rückgang von der vorherigen Schätzung von 1,3 Prozent im September. Der Leitzinsentscheid ging einher mit einer veränderten Haltung der EZB: Sie verzichtet auf die bisherige Entschlossenheit, die Zinsen ausreichend restriktiv zu halten, um die Inflation auf das Ziel von 2 Prozent zu senken. Stattdessen betont sie, dass die Effekte der restriktiven Geldpolitik mit der Zeit allmählich nachlassen werden.
Trotz dieser Entwicklung hielt sich der Euro bei einem Wechselkurs von 1,048 US-Dollar stabil, was von den Märkten weithin erwartet wurde. Anleger gehen davon aus, dass die EZB im kommenden Jahr in einem stärkeren Maße die Zinsen senken wird als die US-Notenbank Federal Reserve, da das Wachstum in der Eurozone voraussichtlich hinter dem der USA zurückbleiben wird.
Darüber hinaus sieht sich die exportorientierte Wirtschaft des Währungsgebiets der Unsicherheit durch den designierten US-Präsidenten Donald Trump ausgesetzt, der mit umfassenden Zöllen von bis zu 20 Prozent auf alle US-Importe droht. Vor der Zinsentscheidung hatten Händler erwartet, dass die EZB bis zum nächsten September insgesamt 1,5 Prozentpunkte an Zinssenkungen vornimmt, was den Einlagenzinssatz auf 1,75 Prozent bringen würde. Im Gegensatz dazu preisen die Swaps-Märkte etwa 0,75 Prozentpunkte Senkungen der US-Notenbank im selben Zeitraum ein, womit die Zielspanne auf 3,75 bis 4 Prozent sinken würde.