Die Wall Street zeigt sich nach der jüngsten Zinsentscheidung der Federal Reserve erneut angeschlagen. Die US-Index-Futures verzeichnen am frühen Donnerstagmorgen höhere Ausschläge, während der Dollar nahe einem Zweijahreshoch bleibt und die Renditen von Staatsanleihen steigen. Diese Entwicklungen spiegeln die anhaltende Reaktion der Märkte auf die unerwartet straffe Geldpolitik der Fed wider, die am Mittwoch beschlossen wurde.
Der S&P 500 rutschte bis zum Handelsschluss auf ein Einmonatstief ab und verlor fast 3% gegenüber der vorangegangenen Sitzung. Rund 1,8 Billionen Dollar an Marktwert wurden durch die Spekulationen über die künftigen Zinssenkungen der Fed vernichtet, da die Zentralbank nur zwei Zinssenkungen bis Ende 2025 in Aussicht stellte – ungefähr die Hälfte der Prognose von September. Diese vorsichtige Haltung wurde trotz einer robusten Binnenwirtschaft und "etwas erhöhter" Inflation beschlossen.
„Das Fed-Treffen hat einige unerwünschte Wolken der Unsicherheit hinsichtlich der Geldpolitik im nächsten Jahr aufgezogen“, meinte Adam Turnquist, Chefstratege bei LPL Financial in Charlotte. Er fügte hinzu, dass sich die Markterwartungen mindestens auf einen flacheren und langsameren Zinssenkungszyklus ausgerichtet haben. Technisch gesehen bleibt das kurzfristige Risiko für die 10-jährigen Treasury-Renditen nach oben gerichtet, was wahrscheinlich einen Gegenwind für Aktien darstellt.
Die Renditen der 10-jährigen Benchmark-Anleihen, die vor der Fed-Entscheidung bei rund 4,391% lagen, sind im Nacht-Handel zuletzt mit 4,522% bewertet worden, während 2-jährige Anleihen bei 4,319% gehandelt werden. Der US-Dollar-Index, der gestern infolge der Zinssenkung ein Zweijahreshoch erreicht hatte, fiel zuletzt um 0,13% auf 107,892.
Für den beginnenden Handelstag an der Wall Street deuten die Aktien-Futures auf eine bescheidene Erholung hin, mit einem prognostizierten Plus von 13 Punkten für den S&P 500. Für den Dow Jones, der seine Negativserie auf zehn aufeinanderfolgende Sitzungen erweitert hatte – die längste Phase seit 1974 –, wird ein Anstieg um 85 Punkte erwartet, während der technologieorientierte Nasdaq 50 Punkte höher starten soll.
Zu den bewegten Aktien gehört Micron Technology, das infolge eines enttäuschenden Ausblicks für den Speicherchipmarkt im vorbörslichen Handel um 15% abgerutscht ist. Die FedEx-Aktien dagegen stiegen um 0,11% vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen des Paketlieferdienstes nach Börsenschluss.
Auch die europäischen Märkte stehen unter Druck: Der Stoxx 600 in Frankfurt notiert 1,33% niedriger, während der britische FTSE 100 vor der heutigen Zinsentscheidung der Bank of England um 1,4% gesunken ist.