23. Oktober, 2024

Märkte

Zinsdrift: Fed-Senkungen begegnen langem Anstieg

Zinsdrift: Fed-Senkungen begegnen langem Anstieg

In der jüngsten Entwicklung auf den Finanzmärkten zeigt sich eine dialektische Zinsbewegung: Während die kurzfristigen Zinsen gesenkt wurden, steigen die langfristigen Zinssätze aufgrund einer robusten Wirtschaft. Die Rendite dreimonatiger Schatzwechsel sank im Jahr 2024 um 67 Basispunkte auf 4,73%, wohingegen die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen um 31 Basispunkte auf 4,19% anstieg.

Solche kurzfristigen Zinsbewegungen spiegeln die Zinspolitik der US-Notenbank wider, die den Leitzins jüngst um 50 Basispunkte auf eine Spanne von 4,75% bis 5% reduziert hat. Dies betrifft Übernachtkredite zwischen Banken zur Stabilisierung ihrer Reserven.

Die Mehrheit der Experten erwartet, dass die Fed die Zinsen weiter kürzen wird. Derzeit prognostizieren Zins-Futures eine 89-prozentige Wahrscheinlichkeit einer weiteren Kürzung um 25 Basispunkte beim nächsten Treffen am 6. und 7. November. Das restliche Dutzend Syndiker sieht keine Veränderung, so das CME FedWatch-Tool.

Langfristige Zinserhöhungen lassen typischerweise Inflation und Wirtschaft wachsen, was in den steigenden Renditen resultiert. Im zweiten Quartal kletterte das BIP bereits um 3% und Prognosen der Atlanta Fed sehen ein Plus von 3,4% im dritten Quartal. Ökonom Larry Summers von der Harvard University ist überzeugt, dass hohe langfristige Zinsen bleiben: „Die Märkte sollten sich auf aktuelle Zinsspannen einstellen“, äußerte er in einem Webinar im Juni, so Bloomberg.

Für Investoren, die Anleihen bis zur Fälligkeit halten, bedeuten höhere langfristige Zinsen eine lohnende Festsetzung. Unternehmensanleihen in Investmentqualität mögen hier eine attraktive Alternative bieten. Ein 10-jähriger JPMorgan Chase Bond der Einstufung A-minus liefert mit 5,06% eine solche Renditeoption — ein kleiner Sicherheitsverzicht gilt hier als Preis des erhöhten Ertrages.

Arif Husain von T. Rowe Price, einem renommierten Vermögensverwalter mit Assets im Wert von 1,63 Milliarden Dollar, sieht noch Spielraum für steigende Langzeitzinsen. „Der Markt erwartet, dass die Rendite der zehnjährigen US-Treasury mit dem Beginn des Fed-Zinssenkungszyklus sinkt“, schreibt Husain.

Nicht zuletzt könnten Faktoren wie steuerliche Großzügigkeit in einem Wahljahr die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von ihrem Niveau von etwa 3,80% Anfang Oktober befördern. Mit einem Haushaltsdefizit von 1,8 Billionen Dollar im Fiskaljahr 2024 bleibt dies ein offenes Kapitel.