22. Oktober, 2024

Finanzen

Zins-Zwickmühle: Muss die Fed schon wieder gegensteuern?

Trotz jüngster Zinssenkungen und Markt-Hochs stehen Jerome Powell und die Fed vor der Herausforderung, die US-Wirtschaft ohne Überhitzung zu steuern.

Zins-Zwickmühle: Muss die Fed schon wieder gegensteuern?
Die bevorstehenden Quartalsberichte von Großkonzernen werden nicht nur die Stärke der Wirtschaft beleuchten, sondern auch die Fed beeinflussen, ob ihre datengetriebene Zinspolitik angesichts der aktuellen Marktdynamik noch angemessen ist.

In einer überraschenden Wendung der US-Wirtschaftspolitik sorgte Jerome Powell, der Vorsitzende der Federal Reserve, mit einer deutlichen Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt für Schlagzeilen.

Dieser Schritt, der Mitte September erfolgte, katapultierte die Aktienmärkte auf neue Höchststände und entfachte Spekulationen über weitere Zinssenkungen. Doch nun, nur einen Monat später, könnten diese Maßnahmen bereits einer Revision bedürfen.

Ed Yardeni, ein bekannter Anleihe-Experte, beschrieb die aktuelle Lage mit den Worten "Powell gibt Vollgas", als er auf die robuste Performance der US-Wirtschaft hinwies.

Starke Einzelhandelszahlen und ein stabiler Arbeitsmarkt haben die Börsen weiter befeuert, was die früheren Bedenken bezüglich der potenziell wachstumshemmenden hohen Leitzinsen in den Hintergrund drängte.

Trotz Rekordhöhen an den Aktienmärkten wächst die Sorge, dass die Federal Reserve die Wirtschaft überhitzt haben könnte, was baldige Korrekturmaßnahmen erfordern würde.

Investmentriesen wie die UBS haben sogar ihre Kursziele für den S&P 500 nach oben korrigiert, was die Annahme stärkt, dass die US-Notenbank das seltene Kunststück vollbringen könnte, die Inflation zu zähmen, ohne die wirtschaftliche Dynamik zu bremsen. An der Wall Street wird dieses Szenario als "No Landing" betitelt – im Gegensatz zur "weichen Landung", bei der die Wirtschaft durch Zinsanpassungen moderat gedämpft wird, ohne in eine Rezession zu rutschen.

Jedoch stehen diese Entwicklungen in scharfem Kontrast zu den anhaltenden Diskussionen über die nächste Sitzung der Fed Anfang November. Die zentrale Frage, die nun im Raum steht, ist, ob die Fed das Zinssenkungstempo drosseln oder sogar eine Pause einlegen sollte. Eine zu schnelle Lockerung könnte nämlich die mühsam bekämpfte Inflation erneut entfachen.

Die Debatte wird noch dadurch kompliziert, dass sich der Arbeitsmarkt stabilisiert hat, was für eine Pause in der Zinspolitik sprechen könnte. Joe LaVorgna, der Chefökonom bei SMBC Nikko Securities in Japan, vertritt die Ansicht, dass eine solche Unterbrechung angemessen sein könnte, um die aktuellen wirtschaftlichen Erfolge nicht zu gefährden.

Diese Diskussionen finden vor dem Hintergrund einer anstehenden Berichtswoche statt, in der Schwergewichte wie Coca-Cola, Tesla, General Motors und Northrop ihre Quartalsergebnisse präsentieren werden. Diese Berichte werden nicht nur die Stärke der US-Wirtschaft weiter beleuchten, sondern auch wichtige Indikatoren für die Entscheidungsfindung der Fed liefern.

Die robuste US-Wirtschaft und das anhaltende Jobwachstum stellen die Fed vor die schwierige Aufgabe, zwischen weiteren Zinssenkungen und dem Risiko einer überhitzten Wirtschaft abzuwägen.

Unterdessen wächst der Druck auf Powell, seine stark datenabhängige Strategie zu überdenken. Kritiker wie Mohamed El-Erian, der berühmte Kapitalmarktexperte und Berater der Allianz, argumentieren, dass die Fed ihre Rolle als Stabilitätsanker ernster nehmen und nicht zur Quelle übermäßiger Marktvolatilität werden sollte. Sie warnen davor, dass die aktuellen politischen Manöver die Volatilität, insbesondere auf den Anleihemärkten, unnötig verstärken könnten.

Während die Renditen der US-Staatsanleihen kurzfristig unerwartet stark gestiegen sind, zeigt dies, dass die Investoren nun mit einer geringeren Frequenz von Zinsschritten rechnen als noch vor einem Monat.

Powell steht somit vor der schwierigen Aufgabe, nicht nur die Zinsen sorgfältig zu steuern, sondern auch ein klares langfristiges Signal zu setzen, das den Märkten Orientierung bietet und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität sichert. In diesen turbulenten Zeiten könnte genau das die Herausforderung sein, die über die Zukunft der US-Wirtschaft entscheidet.

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