08. September, 2024

Wirtschaft

ZF Friedrichshafen: Massive Stellenstreichungen zur Restrukturierung

ZF Friedrichshafen: Massive Stellenstreichungen zur Restrukturierung

Der renommierte Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen plant tiefgreifende Restrukturierungsmaßnahmen und will bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Das Traditionsunternehmen, das aktuell 35 Standorte in Deutschland betreibt, strebt durch schlankere Strukturen und größere Verbünde an, robust und wettbewerbsfähig zu bleiben. Den Begriff 'Stellenabbau' vermied das Unternehmen jedoch und sprach stattdessen von einer Strategie, um 'Stärken zu stärken'. Der Plan soll bis Ende 2028 umgesetzt werden.

Der geplante Abbau fällt höher aus als zunächst von Betriebsrat und Belegschaft erwartet. Anfang des Jahres war noch von einem Abbau von bis zu 12.000 Stellen die Rede, die bis 2030 gestrichen werden sollten. Dieser Plan wird nun deutlich verschärft, was die Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern weiter anheizt. Derzeit sind in Deutschland 54.000 Menschen bei ZF beschäftigt. Ein beträchtlicher Teil des Stellenabbaus soll die Produktion, aber auch Forschung, Entwicklung und Verwaltung betreffen. Welcher Standort im Einzelnen betroffen sein wird, bleibt bislang offen.

ZF-Vorstandschef Holger Klein betonte die Notwendigkeit der Maßnahmen und unterstrich, dass die unternehmerische Verantwortung darin bestehe, ZF zukunftsfähig auszurichten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte sicherzustellen. Ziel sei es, die Umstrukturierungen soweit möglich sozialverträglich zu gestalten. Dennoch schließt der Konzern betriebsbedingte Kündigungen und Abfindungsprogramme nicht aus. Ein konkreter Umfang des Stellenabbaus bis 2028 ist noch ungewiss und hängt von der weiteren Marktentwicklung ab.

Ein bedeutender Faktor für die Einschnitte ist die rückläufige Nachfrage nach Getrieben, die in Elektroautos nicht benötigt werden. Die Division für elektrifizierte Antriebstechnologien bereitet ebenfalls Sorgen, da hohe Investitionen bislang nicht die erwarteten Renditen erzielen. ZF will deshalb Abläufe und Strukturen in diesem Bereich überprüfen und ist offen für Kooperationen. Um die hohen Schulden abzubauen, hat ZF ein strenges Sparprogramm gestartet und plant Kostensenkungen in Höhe von sechs Milliarden Euro weltweit.

Die hohen Schulden des Konzerns, die zuletzt bei rund zehn Milliarden Euro lagen, resultieren vor allem aus den Übernahmen des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Zusätzlich belastet die Zinswende den Konzern, wodurch sich die finanziellen Spielräume weiter verengen. Trotz der aktuellen Herausforderungen möchte ZF in den kommenden drei Jahren etwa 18 Milliarden Euro in die Zukunftsforschung und Entwicklung investieren, davon könnten bis zu 30 Prozent nach Deutschland fließen.

Um zusätzlichen finanziellen Spielraum zu schaffen, plant ZF seit einiger Zeit den Verkauf der Sicherheitstechnik-Sparte, die Sicherheitsgurte und Airbags herstellt. Diese Sparte steht für rund zehn Prozent des Umsatzes des Konzerns. Weltweit beschäftigt ZF rund 169.000 Menschen, davon mehr als 10.000 am Bodensee. Das Unternehmen ist weltweit an über 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten.