17. November, 2024

Wirtschaft

Zerschlagener Luxustrauma: Michael Kors zieht Bilanz nach gescheitertem Milliardendeal

Zerschlagener Luxustrauma: Michael Kors zieht Bilanz nach gescheitertem Milliardendeal

Nach dem Platzen des 8,5-Milliarden-Dollar-Deals zwischen der Muttergesellschaft seiner Modemarke und dem Coach-Besitzer Tapestry bemühte sich Michael Kors-CEO John Idol hektisch, Investoren zu beruhigen. In einem kurzfristig einberufenen Anruf versuchte Idol, Vertrauen zu schaffen und erklärte, dass das ikonische amerikanische Label, dessen Umsätze zuletzt nachließen, eigenständig überleben könne. "Wir wissen, dass wir nicht auf dem Niveau operieren, auf dem wir sollten", gab er gegenüber Analysten zu, bei seinem ersten Gespräch mit ihnen seit über 15 Monaten. Der bevorstehende Verkauf hatte zu einer Vernachlässigung langfristiger Planungen und zu schnellen Preiserhöhungen geführt.

Das gescheiterte Vorhaben ist für Michael Kors ein Schlag zu einer schwierigen Zeit für Luxusmarken weltweit. Die Konsumausgaben sinken und Wirtschaftskrisen belasten mehrere Regionen. Analyst David Swartz von Morningstar bemerkte, dass Michael Kors beim ursprünglichen Kaufangebot von Tapestry in guter Verfassung war, die Ergebnisse jedoch im vergangenen Jahr dramatisch eingebrochen sind. Die Schwäche des Luxusmarkts verschärft die Probleme zusätzlich.

China, einst ein Hoffnungsträger der Modehäuser, entwickelt sich zur Herausforderung. Der Rückgang der sogenannten "aspirational shoppers", Kunden, die sich teure Produkte leisten wollen, zeigt deutliche Konsequenzen. Die Übernahme durch Tapestry scheiterte nach monatelangem Ringen in Gerichtsverfahren mit Kartellbehörden. Die FTC befand, dass ein Zusammenschluss zu höheren Preisen und minderer Qualität führen könnte.

Nach einem anfänglichen Hoffnungsschimmer durch ein beschleunigtes Berufungsverfahren, entschieden beide Unternehmen letztlich den Vertrag aufzulösen. Capri, zu dem Michael Kors gehört, verlor nach dem Stopp der Vereinbarung die Hälfte seines Aktienkurses. Kein Ausgleichsgeld wird gezahlt, Capri erhält allerdings 45 Millionen Dollar für Anwaltskosten.

Michael Kors selbst sagte aus, die Marke leide unter "Brandmüdigkeit". Um dies zu bekämpfen, plant Capri die Schließung von rund 75 Michael Kors-Geschäften und die Renovierung von 150 weiteren. Als zusätzliches Problem nannte Idol die unsichere wirtschaftliche Zukunft in China, auf das sich das Unternehmen stark fokussiert hatte. Ein Umdenken hin zu Nordamerika ist geplant.

Analysten und Investoren diskutieren bereits mögliche Alternativstrategien. Eine Aufspaltung von Versace und Jimmy Choo könnte maximalen Unternehmenswert schaffen. Eventuell könnten private Equity-Gruppen eine Rolle spielen, Kupplungen wie die von Donald Trump erwartete Neuregelungen könnten zudem Marktentwicklungen positiv beeinflussen.

Idol schloss die Gespräche mit Investoren ab, indem er versicherte, dass das Unternehmen weiterhin offen für Dialoge mit potenziellen Interessenten an seinen Vermögenswerten sei.