Union und SPD stehen vor der enormen Herausforderung, aus den bisherigen Sondierungen ein tragfähiges Regierungsprogramm zu schmieden. Während einige Einigungen erzielt wurden, droht vor allem das Finanzpaket als Herzstück der Verhandlungen zu scheitern. Der Plan, die Schuldenbremse zu lockern und ein Investitionspaket über 500 Milliarden Euro zu schnüren, stößt auf Widerstand der Grünen. Ohne deren Zustimmung sind Grundgesetzänderungen nicht möglich, eine Einigung bis zur Abstimmung im Bundestag bleibt ungewiss. Auch die Migrationspolitik sorgt für Diskussionsstoff: Während die Union auf einen schärferen Kurs setzt, besteht die SPD auf eine Abstimmung mit den europäischen Nachbarn. Österreichs ablehnende Haltung birgt weiteres Konfliktpotenzial. Im Bereich des Haushalts sind Einsparungen angedacht, jedoch bleiben beide Parteien vage, welche Sektoren betroffen sein könnten. Einigung ist hier zwingend erforderlich, um ein klares Budget für die kommenden Jahre festzulegen. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage betont die Union die Notwendigkeit einer verstärkten Verteidigungspolitik. Die CDU will vergangene Rüstungsablehnungen revidieren und zieht einen europäischen Nuklearschirm in Betracht. Soziale Themen und das kontroverse Heizungsgesetz erfordern gleichfalls eine Lösung: Die CDU hat eine Revision zugesagt, doch eine völlige Kehrtwende ist mit der SPD schwierig zu verhandeln. Weitere potenzielle Streitpunkte sind Steuerreformen und das Klimageld. Besonders die Erbschaftsteuer und der Solidaritätszuschlag verheißen spannende Verhandlungen. Auch die Zukunft des Deutschlandtickets im Nahverkehr steht zur Debatte, da die Finanzierung nur bis Jahresende gesichert ist. Eine Fortführung könnte mit einer Preiserhöhung einhergehen und wird von der CSU kritisch beäugt.
Politik
Zerreißprobe in der deutschen Koalitionsbildung: Finanz- und Migrationsfragen auf dem Prüfstand
