09. Oktober, 2024

Technologie

Zerreißprobe für Google: US-Regierung fordert mögliche Entflechtung

Zerreißprobe für Google: US-Regierung fordert mögliche Entflechtung

Die Diskussion um die marktbeherrschende Stellung von Technologieunternehmen erreicht einen neuen Höhepunkt: Die US-Regierung hat eine mögliche Entflechtung des Tech-Giganten Google ins Spiel gebracht. Laut dem Justizministerium soll dies den Weg ebnen, Googles Monopolstellung im Bereich der Online-Suche zu beenden. Das Unternehmen, dessen Muttergesellschaft Alphabet mehr als vier Prozent des S&P 500 Index abdeckt, würde damit eine drastische Marktveränderung erfahren. Ein ähnlicher Versuch wurde im Jahr 2000 bei Microsoft gestartet, allerdings ohne Erfolg. Damals machte Microsoft weniger als drei Prozent des Index aus.

Dieses Vorhaben zeigt, in welche Richtung die USA ihre Bemühungen zur Neudefinierung der Machtverhältnisse in der Tech-Branche lenken könnten. Google könnte dabei als erster großer Verlierer aus einem lange anhaltenden Antitrust-Streit hervorgehen, der die gesamte Branche transformieren könnte — von Big Tech zu Medium Tech. Allerdings ist noch Geduld gefragt: Der rechtliche Prozess zieht sich üblicherweise in die Länge. Nachdem die Klage bereits 2020 eingereicht wurde, hat Richter Amit Mehta das Verfahren für 2025 angesetzt. Google kann zudem in Berufung gehen, und die Aktie bleibt stabil, da Investoren die künftigen Entwicklungen schwer abschätzen können.

Zeitgleich mit diesen rechtlichen Auseinandersetzungen sammeln sich Googles Konkurrenzunternehmen Rekordsummen zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Auch wenn Googles AI-Pläne derzeit nicht im Fokus stehen, könnten sie dennoch zukünftig beeinträchtigt werden. Solche Regierungseingriffe haben oft langanhaltende Effekte, wie das Beispiel China in 2020 zeigt, als die Technologiewachstumsrate aufgrund von staatlichem Durchgreifen gedämpft wurde.

Weitere Herausforderungen kommen aus der Gaming-Branche, konkret von Epic Games, dem Entwickler des beliebten Spiels Fortnite, der sich gegen die Gebührenpolitik von Googles App-Store wehrt. Ein Gericht hat Google nun dazu aufgefordert, diese Praxis zu beenden. Neben einem zweiten Antitrust-Verfahren, welches sich mit digitalen Anzeigenauktionen befasst, sieht sich Google zudem immer häufiger mit neuen Bedrohungen für seine Suchmaschinen-Dominanz konfrontiert, wie etwa OpenAIs Chatbot ChatGPT oder TikToks aufkommende Suchfunktionalitäten.

In diesem kritischen Umfeld verliert Google nicht nur Marktanteile, sondern muss auch in Anbetracht steigender Kapitalaufwendungen im KI-Sektor aufpassen. Während privatwirtschaftliche Rivalen großzügige Finanzmittel erhalten, bleibt die Zukunft von Google dennoch nicht düster. Eine potenzielle Entflechtung wäre nicht zwangsläufig negativ, da sie agilere Unternehmensstrukturen fördern könnte.

Nichtsdestotrotz erinnert das Beispiel Microsoft an die potenziellen Nachteile eines solchen Verfahrens: Der bekannte Softwareriese verlor in der Vergangenheit aufgrund der Antitrust-Maßnahmen wertvolle Marktanteile bei mobilen Betriebssystemen. Als Parallele könnte Googles Rivale im Bereich der künstlichen Intelligenz davon profitieren, wenn sich die Geschichte wiederholt.