23. Oktober, 2024

Unternehmen

Zerbricht die Allianz in Indien? Spannungen mit Bajaj eskalieren

Die Allianz erwägt, ihre Joint Ventures mit Bajaj Finserv aufzulösen. Differenzen über strategische Entscheidungen und den Preis für eine mögliche Aufstockung der Anteile belasten die Partnerschaft. Was bedeutet das für die Allianz in Indien?

Zerbricht die Allianz in Indien? Spannungen mit Bajaj eskalieren
Die Allianz gerät in Indien unter Druck: Der Streit mit Bajaj über den Anteilskauf eskaliert, und die Partnerschaft droht zu zerbrechen.

Die Allianz könnte sich schon bald aus zwei wichtigen Joint Ventures in Indien zurückziehen. Nach mehr als zwei Jahrzehnten Partnerschaft mit Bajaj Finserv ist die Allianz nun in Gesprächen, die Kooperationen bei der Bajaj Allianz Life Insurance und Bajaj Allianz General Insurance zu beenden. Der Grund: tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten mit dem indischen Partner.

Differenzen spitzen sich zu: Allianz blockiert

Die Allianz hatte offenbar versucht, ihren Anteil an den Versicherungsunternehmen zu einem reduzierten Preis zu erhöhen – doch Bajaj stellte sich quer. Zudem bemängelt die Allianz, dass sie bei wichtigen strategischen Entscheidungen kein Mitspracherecht hat. Nach jahrelangen Spannungen scheint die Partnerschaft nun endgültig an ihre Grenzen zu stoßen. Insider berichten, dass die Allianz sogar plant, sich auf andere Möglichkeiten im boomenden indischen Versicherungsmarkt zu konzentrieren, um ihre Präsenz in der Region zu sichern.

Bajaj hält derzeit 74 Prozent der Anteile an den Joint Ventures, während die Allianz die restlichen Anteile besitzt. Die Gespräche über einen möglichen Rückzug seien zwar noch in einem frühen Stadium, doch die Allianz habe signalisiert, dass sie einen Ausstieg ernsthaft in Erwägung ziehe.

Was steckt hinter dem Rückzug?

Indien gilt als einer der am schnellsten wachsenden Versicherungsmärkte der Welt. Mit einer Versicherungsdurchdringungsrate – dem Verhältnis von Prämien zum Bruttoinlandsprodukt – von weniger als der Hälfte im Vergleich zu Ländern wie Südafrika oder Kanada, sehen Experten enormes Wachstumspotenzial. Dennoch haben die Differenzen zwischen Allianz und Bajaj zu einer Eskalation geführt, die die Zukunft der Partnerschaft ungewiss macht.

Bajaj Allianz General Insurance ist nach gebuchten Bruttoprämien der drittgrößte Versicherer Indiens, während Bajaj Allianz Life Insurance zu den am schnellsten wachsenden Lebensversicherern gehört. Die Auflösung dieser Joint Ventures könnte die Allianz vor Herausforderungen stellen, doch der deutsche Versicherungsgigant scheint entschlossen, seinen Fußabdruck in Indien aufrechtzuerhalten – auch wenn das bedeutet, andere Partnerschaften einzugehen.

Die Suche nach Alternativen

Die Allianz hält sich in Bezug auf ihre nächsten Schritte bedeckt. In einer Stellungnahme ließ das Unternehmen nur verlauten, dass es sich zu Marktgerüchten nicht äußern werde. Klar ist jedoch, dass die Münchner an einer langfristigen Strategie für den indischen Markt arbeiten und sich nicht komplett aus der Region zurückziehen wollen. „Die Allianz bleibt dem indischen Versicherungsmarkt verbunden“, hieß es.

Indien bleibt ein attraktiver Wachstumsmarkt für die internationale Versicherungsbranche, und es ist unwahrscheinlich, dass die Allianz dieses Potenzial ungenutzt lässt. Wie genau der Rückzug aus den Joint Ventures mit Bajaj gestaltet wird und welche Alternativen die Allianz im Blick hat, bleibt vorerst offen.

Was bedeutet das für Bajaj und den Markt?

Die Aktien von Bajaj Finserv reagierten unmittelbar auf die Nachrichten und fielen in Mumbai zeitweise um bis zu 1,8 Prozent, bevor sie sich wieder leicht erholten. Auch die Allianz-Aktien gaben auf Xetra leicht nach. Der mögliche Rückzug der Allianz könnte den indischen Markt erheblich beeinflussen, da Bajaj Allianz General Insurance und Bajaj Allianz Life Insurance zu den Schwergewichten im lokalen Versicherungssektor zählen.