04. Oktober, 2024

Politik

Zerbrechliches Gleichgewicht: Israels Dilemma bei möglichen Angriffen auf iranische Nuklearanlagen

Zerbrechliches Gleichgewicht: Israels Dilemma bei möglichen Angriffen auf iranische Nuklearanlagen

US-Präsident Joe Biden hat jüngst jeglicher Unterstützung eines israelischen Militärschlags auf die iranischen Nuklearanlagen eine klare Absage erteilt. Diese unequivokale Antwort steht inmitten von Debatten einiger israelischer Falken, die trotz allem über einen solchen Angriff nachdenken – als Reaktion auf die jüngsten Angriffe Teherans mit 180 ballistischen Raketen auf Israel. Doch ohne die Unterstützung der USA könnte ein solitärer israelischer Luftschlag gegen Irans Nuklearanlagen hochriskant und kaum mehr als eine Verzögerung der iranischen Ambitionen darstellen. Analysten weisen auf die großen Distanzen hin: Mehr als tausend Meilen trennen Israel von Irans zentralen Nuklearbasen, eine Strecke, die israelische Flugzeuge über den Luftraum mehrerer Länder wie Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien führen würde. Weitere Herausforderungen sind logistische Engpässe wie die begrenzte Reichweite der israelischen Luftbetankungsmöglichkeiten und die damit einhergehende geringe Fehlertoleranz. Zudem ist der iranische Luftraum stark gesichert, was den Einsatz eines umfangreichen Flugzeuggeschwaders von fast einem Drittel der israelischen Luftstreitkräfte erfordern würde. Die Zerstörung der beiden Hauptanreicherungsanlagen würde darüber hinaus Waffen erfordern, die tief in den Untergrund eindringen können. Während Israel über bunkerbrechende Bomben wie die GBU-31 verfügt, reichen diese durch ihre begrenzte Sprengkraft nicht aus, um die stark geschützten Ziele zu vernichten. Die GBU-57A/B Massive Ordnance Penetrator, eine wuchtigere Option, könnte dieses Problem lösen, ist jedoch für Israel derzeit unerreichbar – sowohl politisch als auch technisch. Technische Einschränkungen bestehen auch hinsichtlich der Trägerflugzeuge, die solch massive Bomben transportieren könnten. Die israelischen Modelle F-15, F-16 und F-35 sind nicht in der Lage, die GBU-57A/B zu transportieren, und der Erwerb eines strategischen US-amerikanischen Bombers wie der B-2 Spirit erscheint unmöglich. Inmitten dieser komplexen Gemengelage bleiben Israel mögliche Alternativen wie Sabotageakte. Solche Vorgehen haben in der Vergangenheit, wie bei den Vorfällen in Natanz oder der Stuxnet-Attacke, die iranischen Pläne zumindest temporär gestört. Doch die vollständige Zerstörung der Systeme bleibt unsicher. Letztlich, so argumentieren Experten, wäre eine tatsächliche Schwächung der iranischen nuklearen Infrastruktur ohne erhebliche und direkte US-Unterstützung nicht machbar. Selbst ein solches Engagement würde keine totale Zerstörung garantieren.