19. September, 2024

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Zentralbanken überraschen: Fed senkt Zins, Asien unsicher

Zentralbanken überraschen: Fed senkt Zins, Asien unsicher

Die Aufforderung an Fed-Chef Jerome Powell und seine Kolleginnen und Kollegen lautete „Go big, and go bold“, und genau das haben sie getan.

Mit einer überraschenden Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt zeigte die Federal Reserve am Mittwoch ihren entschlossenen Willen, den Arbeitsmarkt zu stützen und die Wirtschaft vor einer Rezession zu bewahren.

Die anfängliche Reaktion der Investoren war positiv. Der S&P 500, der Dow Jones und Gold verzeichneten neue Rekordstände, der Russell 2000 Index für kleine Unternehmen stieg um fast 2%, und der Dollar fiel insgesamt.

Doch die Gewinne bei Aktien und Gold schmolzen schnell dahin, während der Dollar von einem 14-Monatstief erholte und den Tag im Plus beendete.

Was ist geschehen? Möglicherweise war die Reaktion des Anleihemarktes am aussagekräftigsten. Die Renditen von Treasury-Anleihen stiegen über alle Laufzeiten hinweg, besonders am langen Ende. Dies könnte auf unterschwellige Sorgen über Inflation und erleichterte Finanzbedingungen hindeuten, oder darauf, dass die Fed ihre langfristige Prognose für den Leitzins leicht anhob.

Diese gemischten Signale hinterlassen am Donnerstag Unsicherheit auf den asiatischen Märkten.

Wer glaubt, dass Zentralbanken nicht mehr zu überraschen vermögen, wurde eines Besseren belehrt: Die indonesische Zentralbank senkte am Mittwoch den Leitzins um einen Viertelpunkt, ein Schritt, den nur drei von 33 befragten Ökonomen erwartet hatten.

Überraschenderweise zeigte die Währung des Landes, die Rupie, kaum Bewegung und blieb nahe ihren stärksten Niveaus gegen den Dollar seit etwa einem Jahr.

Nun, da die Fed ihren ersten Schritt in Richtung Lockerung getan hat, fühlen sich andere Zentralbanken in Asien möglicherweise wohler damit, ihre Geldpolitik zu lockern. Taiwans Zentralbank wird jedoch voraussichtlich bis Ende nächsten Jahres an ihrem Zinssatz festhalten, um anhaltende Inflationssorgen zu addressieren.

Diese hatte im Juni, wie erwartet, den Leitzins bei 2% gelassen, nachdem sie ihn zuvor im März von 1,875% erhöht hatte.

Am Donnerstag stehen für Investoren in Asien Daten zum neuseeländischen BIP, Arbeitslosenzahlen aus Australien und Hongkong sowie Handelsdaten aus Malaysia auf der Agenda.

Händlern steht zudem eine Anpassung der Positionen bevor, im Vorfeld der am Freitag anstehenden Inflationszahlen und geldpolitischen Entscheidungen der Bank of Japan und der People's Bank of China.

Die dunkle Wolke der Deflation hängt schwer über China, insbesondere über dem Immobiliensektor. Frühere Immobilienkrisen weltweit lassen vermuten, dass China ein Jahrzehnt brauchen könnte, um sich von der derzeit platzenden Blase zu erholen – falls die Preise überhaupt wieder ihre Vorkrisenhöhen erreichen.