24. September, 2024

Politik

Zelenskyy und Biden: Die Frage der Langstreckenraketen

Zelenskyy und Biden: Die Frage der Langstreckenraketen

Das Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy und US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus markiert eine weitere Phase im Bemühen Kiews, moderne Militärtechnik aus den USA zu erhalten. Im Fokus stehen dabei Langstreckenraketen, die zur Gegenwehr gegen die russischen Angriffe benötigt werden. Seit Beginn der großangelegten Invasion Russlands mussten die westlichen Verbündeten der Ukraine immer wieder überzeugt werden, dass neue Waffensysteme für die Ukraine das Risiko wert sind und dass Moskau seine Drohungen nicht wahrmachen wird. Kiew hat oft die USA angefleht, Raketen zur Verfügung zu stellen, um die Stützpunkte der russischen Flugzeuge anzugreifen, die Bomben auf ukrainische Städte abwerfen. Trotz zunehmender Unterstützung seitens der westlichen Verbündeten, insbesondere Großbritanniens, zögert die Biden-Administration. Diese Zurückhaltung wurde noch verstärkt, nachdem westliche Geheimdienste bestätigten, dass Iran ballistische Raketen nach Russland geliefert hat – eine provokante Eskalation aus westlicher Sicht. Russlands Präsident Wladimir Putin warnte jüngst, dass der Einsatz westlicher Langstreckenraketen gegen Ziele in Russland eine "direkte Beteiligung" der NATO am Ukraine-Krieg bedeuten würde. Dmitri Medwedew drohte gar, Kiew in eine "geschmolzene graue Masse" zu verwandeln. Dennoch werden westliche Entscheidungsträger zunehmend mutiger, wie die Bereitstellung von Kampfpanzern und F-16-Jets durch die USA und ihre Verbündeten zeigt. Eine Entscheidung über die angefragten Raketen steht noch aus. Doch russische Offizielle sind überzeugt, dass Washington bereits grünes Licht gegeben hat, britische Storm Shadow und französische Scalp Raketen über europäische Partner an die Ukraine zu liefern. Westliche Analytiker debattieren, ob Putins Drohungen noch glaubwürdig sind. Die USA hingegen sind besorgt über eine mögliche Eskalation in anderen Regionen, etwa durch die Unterstützung der Huthi-Rebellen im Jemen durch Russland. Zusätzlich haben amerikanische Entscheidungsträger Zweifel, ob ein Angriff auf russisches Gebiet der Ukraine einen entscheidenden Vorteil bringt, da Russland den Großteil seiner Flugzeuge außerhalb der Reichweite westlicher Raketen verlegt hat. Ein weiteres Argument gegen die Bereitstellung von ATACMS-Raketen ist deren limitierte Verfügbarkeit und ihr Nutzen an anderen Fronten, etwa in der besetzten Krim. Während deutsche Beamte ebenfalls zurückhaltend sind, zeigt die Geschichte, dass westliche Länder nach anfänglichen Widerständen oft dem Druck von Verbündeten und der Ukraine nachgegeben haben. So hat die USA schließlich Kampfpanzer und F-16-Jets bereitgestellt, obwohl es zu Beginn Widerstände gab. Auch Deutschland hat sich nach anfänglichem Widerstand der Lieferung von Waffen an die Ukraine nicht verschlossen. Experten warnen vor den unkalkulierbaren Gefahren des nuklearen Machtspiels. Doch sie betonen auch, dass Inaktivität ebenfalls hohe Kosten verursachen kann. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Russland auf westliche Waffenlieferungen oft nicht wie befürchtet reagiert hat. Aber Klarheit über die eigenen Absichten zu bewahren, gilt als strategischer Vorteil.