16. September, 2024

Märkte

Zeit des Erwachens: Bulle oder Bär?

Zeit des Erwachens: Bulle oder Bär?

An den Börsen nimmt der Druck zu, da wachsende wirtschaftliche Unsicherheiten das Vertrauen der Investoren erschüttern. Diese Woche erlebte die schlimmsten Kursverluste seit der regionalen Bankenkrise 2023. Die Sorge um ein sinkendes Wirtschaftswachstum, insbesondere durch ungünstige Entwicklungen im Arbeitsmarkt, führte zu einer deutlichen Korrektur an den Märkten.

Der S&P 500 fiel über vier aufeinanderfolgende Tage, Kreditaufschläge weiteten sich aus und ein Index von Halbleiterherstellern stürzte um 12% ab - der stärkste Rückgang seit der Pandemie. Trotz eines Anstiegs von 13% des Aktien-Referenzindex in diesem Jahr erinnern diese jüngsten Turbulenzen die Anleger an die inhärenten Risiken. Ein seltener Konsens herrschte unter den Investoren, die sich zusehends uneinig über die Zukunft der Wirtschaft zeigen – die größte Uneinigkeit seit 2019.

Die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve seit über zwei Jahren hinterlassen nun spürbare Spuren. Aktien, besonders die von konjunktursensitiven Unternehmen, schlossen sich dem länger anhaltenden Abwärtstrend an, der bereits Öl, Kupfer und Anleihenrenditen getroffen hatte. Händler, die an den Rentenmärkten traditionell als vorausschauend gelten, preisten schnellere Zinssenkungen ein und drückten die Renditen zweijähriger Staatsanleihen auf den tiefsten Stand seit 2022.

Die Märkte zeigen ein gemischtes Bild für 2024. Ein erneuter Ausverkauf risikoreicher Anlagen könnte die Vorsicht unterstreichen, die insbesondere bei Staatsanleihen zu beobachten ist. JP Morgan Chase & Co's Modell zur Abschätzung einer Rezessionswahrscheinlichkeit zeigt eine starke Diskrepanz: Eine geringe Rezessionswahrscheinlichkeit von nur 9% bei Aktien und hochwertigem Kredit, hingegen 62% bei Rohstoffen und 70% bei Staatsanleihen.

Priya Misra von JP Morgan Asset Management äußert, dass keine Marktsegmente aktuell angemessen das Risiko einer Rezession einpreisen, obwohl die Gesamtheit der Daten zunehmend darauf hindeutet. Sollten jedoch Zinssenkungen kommen, würden alle Märkte reagieren. Die Tendenz zur Vorsicht wird durch überdehnte Positionierungen und Bewertungen, insbesondere bei großen Technologiewerten, verstärkt.

Die Renditen zweijähriger Staatsanleihen und der S&P 500 divergierten ungewöhnlich stark, ein Szenario, das es seit 2019 nicht mehr gab. Die Normalisierung der Zinskurve wirft frische Fragen auf – sie könnte als Indikator für bevorstehende Rezessionen versagt haben oder ihre Signalkraft zeigt sich verzögert.

Nathan Thooft von Manulife Asset Management prognostiziert zwar eine Verlangsamung, glaubt jedoch, dass die Wirtschaft eine schwere Rezession vermeiden kann. Dies hinderte seine Firma jedoch nicht daran, jüngst Aktienpositionen zu reduzieren – getrieben durch technische Faktoren, schwächere Sentiments und reiche Bewertungen.