Zehn Jahre nach dem tragischen Angriff auf die Büros von Charlie Hebdo bleibt die französische Satirezeitung ein Symbol unbeugsamen Widerstands. Trotz der Bedrohungen durch radikale Islamisten und der Notwendigkeit, aus einem geheimen Standort zu arbeiten, produziert die Zeitung weiterhin wöchentlich ihre respektlosen und provokanten Ausgaben. Laurent Sourisseau, als Riss bekannt, übernahm nach dem tödlichen Angriff die Redaktion. Radikale Stimmen fordern weiterhin seinen Tod, und so lebt er unter Polizeischutz.
Charlie Hebdo hat es geschafft, ihr Team neu aufzubauen und die Leserzahlen auf rund 50.000 zu erhöhen, was einem Zuwachs von über 25 % seit der Zeit vor dem Angriff entspricht. Zum Jahrestag der Tragödie veröffentlichte die Zeitung das Buch "Charlie Liberty: das Tagebuch ihres Lebens" als Hommage an die verlorenen Kollegen, darunter die Karikaturisten Cabu, Charb, Honoré, Tignous und Wolinski. Die Karikaturen, die das Blatt auszeichnet, reichen von religiösen bis zu politischen Motiven und reizen nicht nur die Regierungen in Iran und Türkei, sondern auch bestimmte Kreise in Frankreich.
Die Meinungen über Charlie Hebdo bleiben gespalten. Während das Blatt in Frankreich durch Gesetze geschützt ist, die Blasphemie erlauben, ruft seine Haltung bei einigen Empörung hervor. Mediapart, eine linke Zeitung, kritisierte jüngst eine Karikatur von Charlie Hebdo als islamophob. Die Unterstützung des Slogans "Je suis Charlie" scheint ebenfalls zu schwinden, was auf eine wachsende gesellschaftliche Intoleranz gegenüber provokativen Inhalten hindeuten könnte.
Währenddessen wird in den USA der Diskurs über Satire durch gesellschaftlichen Druck stärker eingeschränkt, wobei prominente Comics und Karikaturisten dies als Selbstzensur anprangern. Doch bei Charlie Hebdo besteht man darauf, nicht provokativer als vor dem Attentat zu sein, auch wenn die Toleranzen in der Gesellschaft nachgelassen haben. Riss betont: "Wir machen genau dasselbe wie zuvor, doch die Welt um uns herum ist zurückhaltender geworden."