In einer aktuellen Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt sich, dass Lieferanten und Kreditgeber in Deutschland ihren Kunden mehr Zeit zur Begleichung von Rechnungen einräumen. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit. So erhöhte sich die durchschnittliche Zahlungsfrist im ersten Halbjahr 2024 auf 31,37 Tage. Ein solches Niveau wurde zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2021 beobachtet. Ein Jahr zuvor hatten Unternehmen noch durchschnittlich 29,93 Tage für ihre Zahlungen zur Verfügung.
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, bezeichnet diese Entwicklung als "Krisen-Indikator". Die längeren Fristen sollen eine Entlastung der Unternehmen bewirken und Zahlungsausfälle vermeiden. Hantzsch warnt jedoch, dass dies Risiken birgt, da es die Gefahr erhöht, dass ausstehende Rechnungen möglicherweise überhaupt nicht mehr beglichen werden können.
Besonders in der Chemie- und Kunststoffbranche sowie bei Metall- und Elektrounternehmen sind die Zahlungsfristen am längsten. Dies ist laut Hantzsch ein Versuch, sich vor Zahlungsausfällen in größerem Umfang zu schützen. Er betont, dass diese Entwicklung in den volkswirtschaftlich relevanten Bereichen als Warnzeichen gewertet werden muss.
Die Studie von Creditreform zeigt auch, dass die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen weiterhin niedrig bleibt. Obwohl sich der Zahlungsverzug in den ersten sechs Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 10,77 auf 8,8 Tage verringert hat, ist dieser Rückgang auf die verlängerten Zahlungsfristen zurückzuführen. Die Gesamtdauer bis zur Begleichung einer Rechnung hat sich daher kaum verändert und liegt bei rund 40,17 Tagen.
Ein weiteres beunruhigendes Ergebnis der Studie ist, dass Lieferanten und Kreditgeber einen Anstieg bei überfälligen Rechnungen verzeichnen. Das ausstehende Forderungsvolumen pro Schuldner stieg auf 23.600 Euro, was einen Anstieg von 1700 Euro im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 bedeutet.