Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei der Senkung der Zinssätze einen schrittweisen Ansatz verfolgen müssen, wie von Chefvolkswirt Philip Lane hervorgehoben wird. Angesichts der zahlreichen Risiken, darunter geopolitische Konflikte und Veränderungen in der globalen Politik, müsse die EZB laut Lane agil vorgehen.
Lane betonte in einer Rede in London die Bedeutung einer flexiblen Strategie, die es ermöglicht, die Reaktionen der Wirtschaft auf geldpolitische Entscheidungen genau zu beobachten und das Verständnis ihrer Auswirkungen laufend zu verfeinern. Diese bedachte, schrittweise Vorgehensweise sei besonders wertvoll in unsicheren Zeiten, in denen unterschiedliche Situationen individuelle Ansätze erfordern könnten.
Kurz vor der letzten geldpolitischen Sitzung der EZB im Jahr 2024 bleiben viele Fragen offen. Die Wirtschaftsaktivität hat sich merklich abgekühlt, und drohende Handelszölle drücken auf die Stimmung. Steigende Löhne deuten darauf hin, dass die Inflation noch nicht vollständig unter Kontrolle ist. Analysten erwarten eine weitere Senkung des Einlagensatzes um einen Viertelprozentpunkt auf 3%, während einige Investoren auch einen stärkeren Schnitt von 50 Basispunkten für möglich halten.
Die aktualisierten Wachstums- und Verbraucherpreisprognosen sollen der EZB Orientierung geben und möglicherweise Hinweise darauf geben, wie stark die Zinsen noch gesenkt werden könnten. Philip Lane und Bundesbankpräsident Joachim Nagel plädieren für Vorsicht und mahnen, die Zinssenkungen nicht zu überstürzen. Im Gegensatz dazu befürworten andere Mitglieder wie Mario Centeno und Yannis Stournaras eine kontinuierliche Senkung der Leitzinsen auf etwa 2%.
Lane betonte, die EZB-Kommunikation solle darauf verzichten, genaue Prognosen zur Geschwindigkeit und zum Ausmaß der geldpolitischen Lockerung bei zukünftigen Sitzungen abzugeben. Es sei entscheidend, flexibel auf Risiken und neue Unsicherheiten zu reagieren, die sich möglicherweise abzeichnen.