Die Präsidentschaftswahl in Uruguay hat mit einem klaren Sieg des Mitte-links Kandidaten Yamandú Orsi von der Frente Amplio Koalition geendet. Mit 49,8 Prozent der Stimmen in der Stichwahl ließ Orsi seinen Rivalen Álvaro Delgado von der Nationalpartei hinter sich, der 45,9 Prozent erzielte. Der amtierende Präsident, Luis Lacalle Pou, unterlag ebenfalls aufgrund verfassungsrechtlicher Vorgaben.
Yamandú Orsi, 57 Jahre alt, mit einer Karriere als Bürgermeister und ehemaliger Lehrer, versprach in seiner Siegesrede, das Land sozial, ökonomisch und politisch besser zu integrieren. "Niemand darf zurückgelassen werden", verkündete er vor seinen Unterstützern. Er skizzierte eine Zukunft, die auf Wohlstand und nationales Wachstum ausgerichtet ist.
Während Orsi keine Steuererhöhungen plant, könnten gemäß seinem designierten Finanzminister Gabriel Oddone solche Maßnahmen dennoch nicht ausgeschlossen werden. Im Mittelpunkt stehen aber verstärkte soziale Ausgaben und die Förderung des Wirtschaftswachstums. Ein weiterer Schwerpunkt in Orsis Agenda ist die Bekämpfung der Kriminalität, ein zunehmend dringendes Anliegen für die Bürger, da Aktivitäten der Drogenbanden zugenommen haben.
Trotz der anhaltenden Stabilität der uruguayischen Wirtschaft hat das Land im vergangenen Jahrzehnt ein stagnierendes Wachstum und ein Haushaltsdefizit von 4,4 Prozent zu verzeichnen. Die Inflation bleibt mit etwa 5 Prozent hoch. Zudem lehnte die Bevölkerung erst kürzlich einen Vorschlag zur Senkung des Rentenalters und zur Erhöhung der Renten ab, was die Investitionsanreize weiter stärkt.
Orsi plant, der Kinderarmut, die derzeit bei 25 Prozent liegt, den Kampf anzusagen, indem er das Wirtschaftswachstum durch mehr Offenheit und Investitionen ankurbeln will. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Zusammenarbeit im Mercosur-Handelsblock und der Reduzierung von Zöllen im Handel mit China, ohne die bestehenden Regelungen zu verletzen. Um Investitionen anzulocken, verfolgt die neue Regierung auch die Pläne, die Bürokratie zu verschlanken und Unternehmen durch Energiesubventionen sowie die Förderung der grünen Wirtschaft schmackhaft zu machen.