19. September, 2024

Technologie

X in Brasilien kurzzeitig wieder zugänglich: Technisches Manöver oder Zufall?

X in Brasilien kurzzeitig wieder zugänglich: Technisches Manöver oder Zufall?

Elon Musks soziale Netzwerkplattform X war am Mittwoch in Brasilien vorübergehend wieder erreichbar, obwohl das Land ein richterliches Verbot verhängt hatte. Der kurzzeitige Zugang war offenbar einer Änderung der Cloud-Dienste-Anbieter zu Cloudflare geschuldet, was einige brasilianische Beamte als gezielte Umgehung des Verbots interpretierten.

Die Umstellung ermöglichte einigen Nutzern den Zugriff auf X ohne den Einsatz eines virtuellen privaten Netzwerks (VPN), das vom höchsten Gericht Brasiliens ausdrücklich für den Zugriff auf das Netzwerk untersagt worden war.

Ein Sprecher von X erklärte, das Unternehmen habe den Cloud-Anbieter gewechselt, nachdem die bisherige Infrastruktur in Lateinamerika für die eigenen Mitarbeiter nicht mehr zugänglich war. Er betonte jedoch, dass die "unbeabsichtigte und vorübergehende Dienstwiederherstellung für brasilianische Nutzer" lediglich eine Nebenwirkung dieser technischen Anpassung sei.

„Während wir erwarten, dass die Plattform in Brasilien bald wieder unzugänglich sein wird, arbeiten wir weiterhin daran, gemeinsam mit der brasilianischen Regierung eine baldige Rückkehr für die Menschen in Brasilien zu ermöglichen“, fügte der Sprecher hinzu.

Die kurzzeitige Wiederherstellung der Zugänglichkeit von X verdeutlicht die technischen Herausforderungen, die staatliche Stellen bei der Sperrung bestimmter Webseiten bewältigen müssen.

Die Sperrung von X in Brasilien, wo das Netzwerk mehr als 20 Millionen Nutzer hat, war am 31. August durch einen umstrittenen Gerichtsbeschluss erfolgt, nachdem das Unternehmen sich geweigert hatte, einen gesetzlichen Vertreter im Land zu benennen – eine nach brasilianischem Recht erforderliche Maßnahme.

Die Entscheidung markiert eine dramatische Eskalation des Konflikts zwischen Elon Musk und dem obersten Richter Alexandre de Moraes, nachdem Musk die gerichtlichen Aufforderungen zur Entfernung bestimmter Accounts, die offenbar mit rechtsextremen Personen und Gruppen in Verbindung stehen und der Verbreitung von Fehlinformationen beschuldigt werden, öffentlich kritisiert hatte. Aus Protest gegen die gerichtlichen Anweisungen schloss Musk auch das Büro des Unternehmens in Brasilien.

Abrint, der brasilianische Verband der Internet- und Telekommunikationsanbieter, erklärte, dass der Wechsel des Dienstanbieters zu Cloudflare die Sperrung der Anwendung erheblich komplizierter mache. Im Gegensatz zu vorherigen Systemen, die spezifische und blockierbare IP-Adressen nutzten, verwende das neue System dynamische IPs, die ständig wechseln und oft mit anderen legitimen Diensten geteilt würden. Eine Blockade von Cloudflare würde somit nicht nur X betreffen, sondern eine Reihe anderer Dienste, was das Internet insgesamt beeinträchtigen könnte.

Cloudflare sowie die brasilianische Kommunikationsbehörde lehnten eine Stellungnahme ab.