Der zunehmende maritime Verkehr in der Arktis stellt eine ernsthafte Bedrohung für die traditionellen Migrationsrouten der Wale dar, wie ein aktueller Bericht des WWF zeigt. Besondere Sorge bereitet das Phänomen der „blauen Korridore“, entlang denen Jahreszeiten bedingt Zehntausende Wale von ihren Sommer- zu ihren Winterquartieren und zurück ziehen.
In einem umfassenden Bericht hat der WWF nun erstmals die Bewegungen dieser arktischen Meeressäuger kartografiert und mit den Schifffahrtsrouten in der Region abgeglichen. "Arktische Wale und Schiffe nutzen häufig dieselben Routen, wie die neuen Karten eindrucksvoll belegen. Dies setzt die Wale enormen Gefahren aus, wie etwa Unterwasserlärm und das hohe Risiko von Kollisionen", erläuterte Heike Zidowitz vom WWF Deutschland. Seit 2013 seien sowohl die Anzahl der Schiffe in den arktischen Gewässern um 37 Prozent gestiegen als auch die zurückgelegten Entfernungen verdoppelt worden.
Die Situation wird durch den fortschreitenden Klimawandel weiter verschärft. Wie der Bericht vermerkt, erwärmt sich die Arktis etwa viermal schneller als andere Gebiete der Welt, was zusätzlichen Druck auf das fragile Ökosystem und seine Bewohner ausübt. Der WWF fordert daher die Schifffahrtsbranche dringend auf, die Wanderkorridore der Wale bei der Routenplanung zu berücksichtigen und die Geschwindigkeit der Schiffe in überlappenden Gebieten zu reduzieren.
„Narwale, Belugas und Grönlandwale sind perfekt an die eisigen Gewässer angepasst und nirgendwo sonst auf der Erde heimisch“, betont Zidowitz. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer koordinierten Zusammenarbeit über nationale und internationale Grenzen hinweg, um das Überleben dieser einzigartigen Arten zu sichern.
Derzeit beraten etwa 400 Delegierte aus 88 Ländern bei der 69. Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Lima über den Schutz der Meeressäuger. Im Fokus der Gespräche stehen Resolutionen zur Stärkung des weltweiten Walfang-Verbots, zur Rolle des Walfangs für die Ernährungssicherheit sowie ein Antrag für ein Walschutzgebiet im Südatlantik.