01. April, 2025

Politik

Wut, Waffen, Wirklichkeit – Warum die Gewalt in Deutschland weiter eskaliert

Die neue Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt einen Rekordwert bei Gewaltverbrechen, immer mehr Tatverdächtige sind minderjährig oder nichtdeutsch. Messerangriffe explodieren, die Politik ringt um Antworten – und das Vertrauen in staatliche Handlungsfähigkeit steht auf dem Spiel.

Wut, Waffen, Wirklichkeit – Warum die Gewalt in Deutschland weiter eskaliert
29.014 Delikte mit Messern wurden 2024 registriert – ein Drittel mehr als noch vor wenigen Jahren. Besonders drastisch stiegen die Zahlen in Bayern (+110 %) und NRW (+20,6 %).

Deutschland wird rauer. Nicht abstrakt, nicht gefühlt, sondern messbar. 217.277 Fälle von Gewaltkriminalität weist die neue Polizeiliche Kriminalstatistik für 2024 aus – ein erneuter Höchststand.

Und während die Ampel-Koalition über die Cannabislegalisierung streitet, Polizei und Justiz über fehlende Ressourcen klagen und Innenminister landauf, landab die Systemlast beschwören, steigen die Zahlen weiter: Sexualdelikte nehmen zu, Messerangriffe häufen sich, Täter werden jünger – und nichtdeutscher.

Das Wort „Trend“ wäre zu schwach. Es ist eine Entwicklung, die längst Strukturen verändert. In den urbanen Brennpunkten ist sie Alltag, in den Statistiken der Polizei wird sie zur Bilanz einer politischen Schieflage.

Gewalt mit System – und ohne Antwort

Besonders alarmierend: die Zahl der Sexualverbrechen. Um 9,3 Prozent stiegen die Anzeigen im besonders schweren Fall – inklusive Todesfolge. 13.320 Taten registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. Auch die gefährliche und schwere Körperverletzung nimmt weiter zu, nun bei über 158.000 Fällen. Lediglich Raubdelikte sind rückläufig – ein statistischer Trost, mehr nicht.

Ein Teil der Zunahme lässt sich erklären: durch präzisere Erfassung, gestiegene Sensibilität, verbesserte Anzeigebereitschaft. Doch der größere Teil steht für reale Eskalation. Und die Tätergruppen, die diese Dynamik tragen, sind politisch hochsensibel: Kinder, Jugendliche, junge Männer ohne deutschen Pass.

Von 2,18 Millionen Tatverdächtigen in Deutschland hatten rund 913.000 keinen deutschen Pass – das sind knapp 42 Prozent. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei Gewaltkriminalität wuchs um 7,5 Prozent. Auch Zuwanderer – also Geflüchtete, Asylbewerber oder Menschen ohne regulären Aufenthaltstitel – sind mit über 380.000 Fällen erfasst.

Messerland

Einen neuen Fokus bildet die Statistik der Messerattacken. In 29.014 Fällen wurden Bedrohungen oder Angriffe mit Messern registriert – darunter über 15.700 tatsächliche Messerangriffe. Bayern meldet eine Verdopplung der Zahlen, NRW ein Fünftel mehr, Brandenburg fast 17 Prozent Zuwachs. Die Erfassungsmethodik mag verbessert sein – die Realität ist es nicht.

913.196 Tatverdächtige ohne deutschen Pass, darunter über 380.000 Geflüchtete und Asylbewerber – ein Drittel aller erfassten Taten steht in Zusammenhang mit Nichtdeutschen.

Wenn es in einer Gesellschaft üblich wird, ein Messer in der Jackentasche zu tragen, ist das ein tieferer zivilisatorischer Bruch als jede Statistik abbilden kann. Herbert Reul, Innenminister von NRW, bringt es auf den Punkt: „Was an anderer Stelle nicht klappt – Erziehung, Schule, Integration – landet am Ende bei der Polizei.“

Cannabis raus, Kriminalität runter?

Tatsächlich sinkt die Gesamtzahl aller Straftaten – um 1,7 Prozent auf 5,84 Millionen Fälle. Doch dieser Rückgang hat einen klaren Grund: Die Cannabislegalisierung. Die Zahl der Rauschgiftdelikte ging um über ein Drittel zurück, allein Cannabis-Straftaten um über 53 Prozent. Politisch war das Ziel der Reform, Polizei und Justiz zu entlasten – rechnerisch ist das gelungen.

Aber fachlich? Eine Entlastung der Behörden allein durch statistische Entkriminalisierung ist kein sicherheitspolitisches Konzept. Innenpolitiker wie Niedersachsens SPD-Ministerin Daniela Behrens oder CDU-Kollegin Tamara Zieschang fordern längst Nachbesserungen – oder die komplette Rücknahme des Gesetzes. Denn die Legalisierung mag Konsumenten schützen. Den Schwarzmarkt hat sie bislang nicht geschwächt.

Wen schützt der Staat noch – und wie lange?

Ein Drittel aller Straftaten in Deutschland entfällt auf Diebstahldelikte. Wohnungseinbrüche steigen leicht, vor allem in NRW, Berlin, Bayern und Hessen. Auch der Kfz-Diebstahl nimmt zu, während Fahrraddiebstahl und Ladendiebstahl leicht zurückgehen. Doch die Aufklärungsquoten bleiben schwach – 15,3 Prozent bei Einbrüchen, insgesamt 58 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss: Vier von zehn Straftaten bleiben ungeklärt. Und das Vertrauen in die Sicherheit des Rechtsstaats sinkt weiter.

Der gefährlichste Ort laut Statistik? Bremen. Der sicherste? Bayern. Der Unterschied: mehr als das Dreifache an Straftaten pro 100.000 Einwohner. Auch hier also: ein gespaltenes Land.

Der Staat am Kipppunkt

Diese Kriminalstatistik ist keine Momentaufnahme – sie ist ein Alarmsignal. Die innere Sicherheit ist in Deutschland nicht akut gefährdet, aber sie bröckelt im Alltag. Auf dem Schulhof. In der Bahn. Auf dem Weihnachtsmarkt. Die Polizei meldet, was die Politik zu lange ignorierte: Gewalt hat sich demokratisiert. Und das Land hat kein Konzept, das diesen Trend dreht.

Wenn es am Ende die Polizei richten muss, ist es zu spät. Denn was fehlt, ist kein Gesetz. Was fehlt, ist eine konsequente Politik der Prävention – und eine ehrliche Debatte über ihre Grenzen.

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