In ihrem neuesten Welthandelsbericht stellt die Welthandelsorganisation (WTO) heraus, dass der internationale Handel nach wie vor wesentliche positive Effekte auf die Armutsbekämpfung in vielen Ländern hat. Allerdings betont die WTO auch, dass nicht alle Länder und gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen von dieser wirtschaftlichen Entwicklung profitieren.
Historische Vergleiche verdeutlichen, dass die Einkommensungleichheit weltweit auf ähnlich hohem Niveau geblieben ist, wie vor gut einem Jahrhundert. 1910 war das Einkommen der reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung 41-mal so hoch wie das der unteren 50 Prozent. Im Jahr 2020 lag das Verhältnis immer noch bei beachtlichen 38 zu 1.
Um die positiven Effekte des Welthandels umfassender nutzen zu können, plädiert die WTO für begleitende soziale Maßnahmen und eine intensivere internationale Zusammenarbeit. Konkret schlägt sie unter anderem Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Arbeitslosenunterstützung und eine effiziente Wettbewerbspolitik vor. Auch eine zuverlässige Infrastruktur und gut funktionierende Finanzmärkte seien essenziell, um die potenziellen Vorteile des Welthandels voll auszuschöpfen.
Interessant ist, dass die Diskrepanz bei den Pro-Kopf-Einkommen zwischen den Ländern in den letzten 30 Jahren geringer geworden ist, was im Einklang mit der stärkeren Integration ärmerer Länder in den Welthandel steht. So hat sich das inflationsbereinigte Pro-Kopf-Einkommen von Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zwischen 1995 und 2023 verdreifacht. Im weltweiten Durchschnitt stieg es hingegen nur um 65 Prozent. Allerdings hat sich diese Entwicklung seit der globalen Finanzkrise 2007/2008 verlangsamt und durch die Corona-Pandemie sogar wieder umgekehrt.
Zwischen 1996 und 2021 haben etwa 40 Länder in Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten mit niedrigen und mittleren Pro-Kopf-Einkommen wenig von der positiven Entwicklung profitiert. Dies betrifft vor allem Staaten, die geringeren internationalen Handel betreiben, weniger Auslandsinvestitionen anziehen und eher Rohstoffe als verarbeitete Produkte exportieren.
Insgesamt zählt die Weltbank rund 130 Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen, darunter auch China. Deutschland hingegen gehört zur Gruppe der Länder mit hohem Einkommen.